POLEN/ UNGARN: LGBTI+ helfen queeren Geflüchteten aus der Ukraine
Sowohl Polen, wie auch Ungarn zeigen momentan enorme Solidarität mit Geflüchteten aus der Ukraine, und dies sowohl auf politischer Ebene, wie auch von der Bevölkerung ausgehend. Diese Unterstützung spiegelt sich auch in der LGBTI+ Community wieder, welche ohnehin bereits international gut vernetzt ist. Sowohl polnische, wie auch ungarische, queere Organisationen helfen mit und stellen dabei auch eine Verbindung zwischen den LGBTI+ Communities der einzelnen Länder her.
So koordiniert etwa Budapest Pride eine Hilfsaktion. Viele queere Menschen in Ungarn würden sich bei ihnen melden, um LGBTI+ Geflüchteten Zimmer oder Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Man habe auch viele Spenden von Mitgliedern und aus der LGBTI+ Community erhalten, heisst es von der Organisation weiter.
Sie haben zudem Poster und Broschüren gedruckt, um damit ihre Hilfsangebote vor Ort bekanntmachen zu können. Diese Poster haben sie an den wichtigsten Orten bei den Grenzposten aufgehängt, in der Hoffnung, dass sie von queeren Menschen gesehen werden. Dies soll ankommenden LGBTI+ helfen, damit sie eine Anlaufstelle haben, falls sie im Land niemanden kennen.
Die Organisation Polen gegen Homophobie hat ebenfalls innert kürzester Zeit ein Netzwerk mit lokalen LGBTI+ Organisationen aufgebaut, welche an der Grenze die Geflüchteten unterstützen. Sie hätten sich mit 40 LGBTI+ Organisationen zusammengeschlossen und ebenfalls Poster gedruckt, um an der Grenze auf ihre Angebote aufmerksam zu machen. Weiter hat Warsaw Pride eine Webseite aufgeschalten, wo ebenfalls alle wichtigen Informationen für queere Geflüchtete gesammelt werden.
Auch Polen gegen Homophobie vermittelt queerfreundliche Wohnungen und Zimmer, welche ihnen von Privaten gemeldet werden. Doch selbst in den Räumlichkeiten der Organisation haben sie einen Raum eingerichtet, wo sich LGBTI+ Geflüchtete treffen können. Sie können dort Zeit zusammen verbringen, Kaffee oder Tee trinken oder eine Dusche nehmen, einfach um den Betroffenen etwas Normalität bieten zu können.
Vor Ort werden auch Essen, Kleider und Medikamente abgegeben und man helfe ihnen dabei, falls sie rechtliche Unterstützung benötigen oder beispielsweise in ein anderes Land weiterreisen möchten. Man koordiniere zudem auch Hilfen mit anderen Organisationen und Einrichtungen, sowohl auf kommunaler, aber auch auf nationaler und internationaler Ebene, heisst es von Polen gegen Homophobie weiter.
Sowohl Polen gegen Homophobie wie auch Budapest Pride bestätigen, dass bereits viele queere Menschen geflüchtet seien. In den allermeisten Fällen seien es lesbische, bisexuelle und trans Frauen, die angekommen seien. Dies habe mit der offiziellen Entscheidung der ukrainischen Regierung zu tun, wonach Männer im Alter zwischen 16 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen. Dies betreffe somit alle schwulen, bisexuellen und trans Männer, sowie leide auch trans Frauen, welche ihr Geschlecht noch nicht in den offiziellen Dokumenten angepasst haben oder anpassen konnten. Gerade um letztere machen sich beide Organisationen grosse Sorgen, da Transphobie gerade in der Armee weit verbreitet sei.
Die Situation an der Grenze wechsle ständig. Es gebe Personen, welche zwei Stunden warten müssen, bis sie etwa nach Polen gelassen werden, andere wiederum müssen Dutzende Stunden anstehen um die Grenze zu passieren, erklären die Organisationen weiter. LGBTI+ seien zudem besonders gefährdet, da sie aus einem Land fliehen, welches ihre Rechte und ihre Würde nicht so respektiert, wie es in anderen Ländern mit einer freien Gesellschaft der Fall ist. Dann kommen sie nach Rumänien, Polen oder Ungarn, wo die Regierung die Gleichstellung queerer Menschen ebenfalls nicht unterstützen, und wo die Behörden und Hilfsorganisationen nicht das nötige Wissen und die nötigen Trainings haben, wie sie LGBTI+ Geflüchteten helfen können. Dass dies auch für Polen gegen Homophobie und Budapest Pride manchmal zu Problem führen kann, zeigte sich etwa, wenn ihnen selbst von Mitarbeitenden des Roten Kreuz verboten wird, dass sie ihre Plakate an den Bahnhöfen oder Grenzposten aufhängen dürfen.
Wie auch Du der LGBTI+ Community in der Ukraine helfen kannst, etwa über den LGBTQ Emergency Fund for Ukraine, der von Pink Cross, LOS, TGNS, der Milchjugend und der Aids-Hilfe Schweiz ins Leben gerufen wurde, erfährst Du hier...