RUSSLAND: Entführungsversuch von schwulem Tschetschenen in St. Petersburg
Der Fokus der Welt war auf Russland gerichtet, nicht aber wegen den Menschenrechten, sondern vielmehr wegen der Fussball-Weltmeisterschaften, denn das Final-Wochenende stand kurz bevor. Doch in St. Petersburg kam es zu einem ganz anderen Zwischenfall. Wie das LGBT Network Russia berichtet, haben fünf Männer offenbar versucht Zelimkhan Akhmadov zu entführen. Der junge Mann hat die brutale Schwulenverfolgung in seiner Heimat Tschetschenien überlebt, und ist nach mehreren Verhaftungen, Schlägen und Misshandlungen nach Russland geflohen, wo er in St. Petersburg unterzutauchen versuchte. Irgendwie muss sein Aufenthaltsort aber durchgesickert sein, denn die fünf Entführer hatten es offenbar gezielt auf Zelimkhan Akhmadov abgesehen - denn dessen Vater, sowie mindestens ein Polizist waren ebenfalls mit dabei.
Die Angreifer passten Akhmadov in der Nähe der Notunterkunft ab, in welcher er derzeit wohnt, und zwangen ihn in ein Auto. Ein Freund des Entführten alarmierte umgehend die Polizei, sowie das LGBT Network und dank seinen Hinweisen und der schnellen Fahndung konnte die Polizei Akhmadov, sowie dessen Vater bereits kurze Zeit später finden und auf einen Polizeiposten bringen. Selbst bei der Polizei bedrohte der Vater seinen Sohn aufs übelste und warf ihm vor, eine Schande für die ganze Familie zu sein, und dass alleine wegen ihm der ganze Clan nun Todesdrohungen erhalten habe. Der Vater wollte, dass der Sohn eine Videobotschaft aufnimmt, in welcher er seine Homosexualität abstreitet. Dies lehnte der junge Mann jedoch ab. Wie das LGBT Network weiter schreibt, sei dies bereits der fünfte Versuch gewesen, Zelimkhan Akhmadov zu entführen und in seine Heimat Tschetschenien zurückzubringen. Er soll dort zudem sogar auf einer Fahndungsliste aufgeführt sein.
Akhmadov wurde wieder freigelassen und wird aktuell vom LGBT Network betreut. Die Organisation richtet schwere Vorwürfe gegen die Polizei, welche offenbar weder in Tschetschenien noch in Russland selber ihre Bürger beschützen wolle oder könne. Die Behörden würden die Augen vor den Fakten verschliessen, was in Tschetschenien abgeht, und sich weigern, Untersuchungen über die systematische Entführung, Verhaftung, Folter und sogar Ermordung von Menschen aufgrund deren sexueller Orientierung oder Geschlechteridentität einzuleiten.