TSCHETSCHENIEN: Konzentrationslager zerstört und Männer verschleppt
Vladimir Putin hat angekündigt, die schlimmen Vorfälle in Tschetschenien zu untersuchen. Dazu hat er ein Untersuchungskomitee zusammengestellt, welches den Vorwürfen gegen die tschetschenischen Behörden und die Polizei nachgehen sollte. So hätte das Komitee auch die Barracken einer ehemaligen Militärbasis in der Stadt Argun besuchen sollen, wo laut verschiedensten Aussagen von Opfern, und auch von Menschenrechtsorganisationen, über 100 schwule Männer festgehalten und gefoltert werden. Als das Komitee jedoch vor Ort ankam, waren die Barracken bereits in eine Baustelle verwandelt und teilweise abgerissen worden.
Es wird vermutet, dass die inhaftierten Männer zuvor an einen unbekannten Ort verschleppt wurden. Als wahrscheinliche Möglichkeit gilt ein Trainingscamp der Polizei rund 60 Kilometer nördlich von Argun. Den Untersuchungsbehörde wurde dort der Einlass verweigert. Wie die Novoya Gazeta, jene Zeitung, welche die Massenverhaftungen von schwulen Männern als erste publik machte, weiter berichtet, habe man die Namen von 26 Männern an die Untersuchungsbehörden weitergeleitet, welche alleine im Jahr 2017 durch die Polizei durch Misshandlungen und Folter umgebracht wurden. Einige Polizeibeamte haben zudem offenbar begonnen, wenn auch noch verdeckt, mit den Untersuchungsbehörden zusammenzuarbeiten und ihnen Unterlagen zukommen zu lassen, darunter auch die Namen von einigen Verhafteten. Der Polizeichef der tschetschenischen Hauptstadt Grosny, Nazhud Guchigov, verneint aber immer noch jegliche Form von Verfolgung. Er geht sogar so weit, dass er erklärt, dass niemand angefasst werde, nicht mal, wenn sie eine Parade im Zentrum von Grosny abhalten würden.
Dass dies gelogen ist, beweisen die Zeugenaussagen von zahlreichen Opfern, welchen die Flucht aus Tschetschenien gelungen ist. Den LGBT-Organisationen Russia LGBT Network und Rainbow Railroad ist es gelungen, mindestens 40 schwulen Männern zur Flucht zu verhelfen. Bislang konnten sie zudem erreichen, dass fünf Länder den Männern Asyl gewährten, darunter unter anderem Litauen. Bislang ist die Rede von rund 200 Schwulen, welche im Rahmen der brutalen Repression durch die Polizei und Militärs verhaftet wurden.