RUSSLAND: LGBTI+ Organisation flieht aus Russland

RUSSLAND: LGBTI+ Organisation flieht aus Russland
Weil sie noch härtere Repressionen befürchten, da der russische Angriffskrieg in der Ukraine alles andere als nach Plan verläuft, hat die LGBTI+ Organisation Coming Out aus St. Petersburg das Land sofort verlassen. Ihre Befürchtungen haben sich zudem bestätigt: Die Polizei führt bereits verstärkt Razzien bei Menschen- und Frauenrechts-Organisationen durch.

Dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine alles andere als nach Plan verläuft, ist ebenso bekannt, wie dass die russische Regierung alles unternimmt um Friedensaktivist:innen und Demonstrant:innen im Land einzuschüchtern und zu verhaften. Mit immer härteren Mitteln versucht der Staat seinen Willen und seine Ansichten durchzusetzen, und dies bekommen auch lokale Menschen- und Frauenrechts-Organisationen zu spüren.

Bereits in den ersten Wochen des Krieges sei es zu Razzien in den Räumlichkeiten von Organisationen, sowie in den Wohnungen von Aktivist:innen gekommen. Dass dabei die LGBTI+ Community und ihre Organisationen ebenfalls ins Visier der Behörden geraten, steht dabei ausser Frage: 2013 führte Vladimir Putin landesweit ein Anti-LGBTI+ Propagandagesetz ein, und je länger er an der Macht ist, desto stärker schränkte er die Rechte auf freie Meinungsäusserung und Versammlungsfreiheit ein. Seit dem Angriff auf die Ukraine hat er die bereits bestehenden Gesetz zudem nochmals deutlich verschärft.

Es gehe jetzt nicht mehr darum zu gewinnen oder zu verlieren, erklärt etwa Aleksandr Voronov, Leiter der LGBTI+ Organisation Coming Out gegenüber PinkNews, sondern bei wem die Behörden den Grund für den Schaden finden werden: Ob Verteidiger der Menschenrechte, sogenannte fremde Agenten oder Verräter an den traditionellen Werten und alle anderen, welche sich gegen den Krieg stellen - die Verantwortung für den Schaden werde man ihnen unterstellen. Voronov hat daher sofort reagiert und mit seinen Mitarbeitenden Russland bereits verlassen, denn vor Ort weiter zu arbeiten, so zeigt er sich überzeugt, führe wohl auf direktem Weg ins Gefängnis.

Er und seine Mitarbeitenden werden nun im Ausland weiterarbeiten, und ihre Unterstützung der LGBTI+ Community online weiterführen. Seit einigen Jahren sei die Zahl jener, welche Coming Out kontaktierten, um zu erfahren, wie sie Russland verlassen können, stetig gewachsen. Einige, weil sie in einer wahren Notlage sind, andere weil sie Gewalt und Drohungen erleben oder befürchten, und wieder andere haben Angst, dass sie plötzlich für das Militär eingezogen werden könnten. Mit dem Krieg habe auch für Russland eine Ära begonnen, welche wohl düsterer und ärmer werden wird, und dies bedeutet auch, dass es für queere Menschen im Land nicht einfacher werden wird.

Eine Mehrheit der Bevölkerung in Russland wisse noch nicht was sich gerade für eine Katastrophe abspiele, so Aleksandr Voronov weiter. Sie würden es sich auch gar nicht leisten können, über politische Angelegenheiten nachzudenken, denn in ihrem Alltag gehe es in erster Linie darum, wie sie gerade an Essen kommen und wie sie die Miete bezahlen können.

Er hoffe, dass sich die Welt nun gegen Putin vereine, damit der Krieg in der Ukraine so schnell wie möglich beendet wird. Je länger der Krieg geht, desto grösser wird der Schaden sein. Der russische Staat werde dabei immer weiter nach neuen Feinden suchen und somit verschärft sich auch das Klima im Land immer mehr, gegen Menschen- und Frauenrechtsaktivist:innen, gegen die politische Opposition und gegen alles Westliche.

Wie Du zudem die LGBTI+ Community in der Ukraine unterstützen kannst, erfährst Du hier…