RUSSLAND: Minderjähriger wegen „Gay-Propaganda“ verurteilt

RUSSLAND: Minderjähriger wegen „Gay-Propaganda“ verurteilt
Eigentlich sollte das Gesetz Minderjährige vor so genannter „Gay Propaganda“ schützen, doch was ist, wenn ein Minderjähriger selber „Gay Propaganda“ betreibt? Dann wird auch er verurteilt! In Russland wurde erstmals seit der Einführung des Anti-Gay-Propagandagesetzes ein 16-Jähriger gebüsst, weil er entsprechende Fotos auf dem russischen Facebook-Pendant VK veröffentlicht hat...

Er habe einige Bilder von jungen Männern auf seiner VK-Seite veröffentlicht, deren halbnackte Erscheinung die Eigenschaften von Propaganda für gleichgeschlechtliche Beziehungen erfüllen, hiess es im offiziellen Bericht der Behörden, wie die russische Organisation LGBT Network berichtet. Erhalten hat dieser Bericht, zusammen mit einer saftigen Busse von 50‘000 Rubeln, rund 770 Schweizer Franken, der erst 16-jährige Maxim Neverov aus Biysk. Damit wurde erstmals ein Minderjähriger nach dem Anti-Gay-Propagandagesetz bestraft.

Die LGBT-Organisation richtet schwere Vorwürfe an die Behörden und die Polizei. Der Jugendliche habe keine Ahnung von seinen Rechten gehabt und so habe er auch nicht auf einen Anwalt bestanden, nachdem man ihm diesen verweigert habe. Dies habe auch dazu geführt, dass er kein Geständnis abgelegt hat, was sich zumindest strafmildernd ausgewirkt hätte. Die Kommission für Minderjährige und für den Schutz von Minderjährigen hat mittlerweile eingewilligt den Fall neu zu beurteilen und das LGBT Network stellte dem 16-Jährigen nun einen Anwalt zur Seite.

Trotz seiner jungen Jahren ist Maxim Neverov kein unbeschriebenes Blatt in der LGBT-Bewegung in Russland. So war er unter anderem beim Stück "Schwule oder Putin" involviert und stellte insgesamt 12 Anträge bei der Stadtverwaltung von Biysk, damit die Performance gezeigt werden darf - jedoch ohne Erfolg. Auch wollte Maxim bereits eine Pride in seiner Heimatstadt veranstalten, was ihn ebenfalls in den Fokus der Behörde brachte und für ziemlich viel Wirbel sorgte. Natürlich wurde auch dieses Vorhaben nicht bewilligt.

Das so genannte Anti-Gay-Propagandagesetz verbietet das öffentliche, positive Darstellen von Homosexualität, wenn es auch von Minderjährigen gesehen werden könnte. Dies betrifft noch so kleine Regenbogenfahnen ebenso wie das Internet. Nach diesem Gesetz hat die Zensurbehörde bereits zahlreiche LGBT-Webseiten, darunter selbst jene von Jugendgruppen und Aufklärungsseiten für HIV gesperrt. Das Gesetz wurde erst in St. Petersburg, dann in Moskau und im Jahr 2013 schliesslich von Vladimir Putin im ganzen Land eingeführt.