SCHWEIZ: Das Präventionsziel 2030 bezüglich HIV ist in Gefahr
Es war im Jahr 2021, als sich die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen dazu verpflichtet haben, dass es bis ins Jahr 2030 keine HIV-Neuinfektionen mehr geben soll. Damit wurde auch festgehalten, dass HIV sowie Aids bis dann keine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit mehr sein soll.
Damals wurde auch das sogenannte 95-95-95-Zwischenziel definiert, welches per 2025 erreicht werden soll. Dies bedeutet, dass 95 Prozent der Menschen, die mit HIV leben, ihren Status auch tatsächlich kennen, dass 95 Prozent der diagnostizierten Personen eine antiretrovirale Therapie (ART) erhalten, und dass bei 95 Prozent davon die Virenlast unter der Nachweisgrenze liegt. Ob die Schweiz dieses Zwischenziel erreichen wird, ist ungewiss, denn die nun veröffentlichten Zahlen 2024 zeigen, dass dies Ende des vergangenen Jahres noch nicht der Fall war.
Die aktuelle HIV-Kaskade zeigt zwar, dass in der Schweiz 98 Prozent der Menschen, welche HIV-positiv sind, in Behandlung sind, und dass die Therapie bei 96 Prozent erfolgreich ist und die Virenlast entsprechend unterhalb der Nachweisgrenze, doch laut den Zahlen des Bundesamt für Gesundheit BAG kennen erst 93 Prozent aller in der Schweiz lebenden Personen mit HIV tatsächlich ihren Status. Damit liegt die Schweiz derzeit hinter dem international definierten Zwischenziel zurück.
Ohne entschlossene Investitionen wird das Ziel, keine neuen Übertragungen bis 2030, verfehlt, warnt Andreas Lehner, Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz, denn jede unerkannte Infektion bedeutet ein Risiko für eine Weiterübertragung. Dass nun ausgerechnet bei der Prävention gespart wird, bereitet denn auch Sorgen. So hat das BAG die Mittel für die nationale STI-Präventionsarbeit gekürzt, darunter insbesondere für die erfolgreiche Love Life-Kampagne. Gleichzeitig hat das Parlament auch die Schweizer Beiträge an UNAIDS gestrichen.
Man wisse, dass Prävention wirke, so Andreas Lehner, aber sie funktioniere nur, wenn sie für alle zugänglich ist – unabhängig vom Einkommen. Wer heute spare, der zahle morgen doppelt, sowohl menschlich wie auch finanziell. Es liege nun am Parlament und vor allem auch an den Kantonen, die Mittel für die Prävention wieder auszubauen um damit das internationale Ziel 2030 zu erreichen.
Die Zahl der HIV-Übertragungen hat von 2023 auf 2024 leicht abgenommen, von 357 auf 318 Neuinfektionen. Bei Syphilis mit 1‘042 Diagnosen und Chlamydiosen mit 12‘793 stagnieren die Fallzahlen auf hohem Niveau. Die Zahl der Gonorrhoe-Fälle (Tripper) nahm jedoch um starke 11.6 Prozent auf 6’805 Fälle zu. Dies verdeutliche zusätzlich, dass auch hier die Präventionsarbeit gestärkt und die Testmöglichkeiten ausgebaut werden müssen. Dies um in allen Bereichen sinkende Fallzahlen zu ermöglichen. Geschehen kann dies nur aber mit einer gesicherten Finanzierung.
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