SCHWEIZ/ USA: Krasser Wechsel auf der US-Botschaft in Bern
Scott Miller setzt sich unermüdlich für die Belange queerer Menschen ein, er ist ein wahrer LGBTI+ Aktivist, ein Philantrop und ein Mäzen. Zusammen mit seinem Ehemann Tim Gill hat er die Gill Foundation gegründet, welche heute in den USA eine der grössten Spenderinnen für die Anliegen queerer Menschen ist. Dabei geht es ebenso darum die Sichtbarkeit der LGBTI+ Community zu stärken, aber auch um gesetzliche Fortschritte zu unterstützen. Politisch stehen sie den Demokraten nahe und haben auch jeweils mehrere Millionen für die Kandidat:innen der Partei gespendet.
Seit 2021 hatte der 45-jährige Miller nun diesen Posten inne, doch durch die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsident war es klar, dass seine Tage in Bern gezählt sind. Entsprechend wenig überraschend daher nun Trumps Ankündigung via seiner Social Media-Plattform Truth Social, dass er Miller abberuft und Callista L. Gingrich zur neuen US-Botschafterin in der Schweiz nominiert hat. Die 58-Jährige muss nun noch durch den Senat bestätigt werden.
Mit Gingrich kommt es nun zu einem kompletten Kurswechsel in der amerikanischen Botschaft in Bern. Die Republikanerin war während Trumps erster Amtszeit bereits Botschafterin im Vatikan. Dies passt bestens, gilt sie doch als gläubige Katholikin, welche den konservativen Flügel der Partei vertritt. Es passt jedoch, wie so oft, nur bedingt zu ihrem eigenen Lebensstil. Sie ist nämlich mit dem ehemaligen Sprecher des US-Repräsentantenhauses, dem 81-jährigen Newt Gingrich verheiratet, und ihre Beziehung begann als aussereheliche Affäre, da sie eine Mitarbeiterin des damals noch verheirateten, ranghohen Politikers war.
Zusammen mit ihrem Ehemann gelten sie trotzdem als Vorzeigekonservative, und es war unter anderem der Verdienst von Newt Gingrich, dass die Partei Mitte bis Ende der 1990er Jahre deutlich nach rechts gedriftet ist. Nach dem Ende seiner politischen Laufbahn zogen sie vermehrt im Hintergrund die Strippen und galten als publizistisches Powerpaar. Schon früh unterstützten sie im Jahr 2016 die Kandidatur von Donald Trump, da er sich laut ihrer Meinung für den katholischen Glauben und die Glaubensfreiheit einsetze. Quasi als Belohnung dafür wurde Callista Gingrich zur US-Botschafterin im Vatikan ernannt.
Trump rühmt den auch die Verdienste von Callista Gingrich: So habe sie sich für die Förderung und die Verteidigung der internationalen Religionsfreiheit eingesetzt. Die Rechte der LGBTI+ Community dürften da keinen Platz haben, im Gegenteil. Zumindest von Newt Gingrich ist bekannt, dass er beispielsweise ein ausgesprochener Gegner der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ist und nur das traditionelle Familienbild gutheisst.
Als Publizistin ist Gingrich nach wie vor sehr aktiv: Sie veröffentlicht Kinderbücher, vornehmlich mit konservativen, traditionellen Ansichten, aber auch historische und religiöse Audio-Bücher, sowie politisch-historische Filme gehören in ihr Repetoir. Newt Gingrich hat zudem auch Bücher veröffentlicht, in denen er Donald Trump als den besten Präsidenten in der Geschichte des Landes berzeichnet. Trump dürfte dies gefallen, und entsprechend gut vernetzt dürften sie und ihr Mann auch mit der neuen alten Regierung in Washington sein. Und auch ein Bezug zur Schweiz ist vorhanden: Die Vorfahren mütterlicherseits von Callista Gingrich stammen nämlich aus Chur.