SERBIEN: Premierministerin ist an Pride unerwünscht

SERBIEN: Premierministerin ist an Pride unerwünscht
Ihre Wahl war innerhalb der LGBT-Community mit vielen Hoffnungen verbunden, doch bislang gab es keinerlei Fortschritte. Aus diesem Grund haben LGBT-Aktivisten aus dem ganzen Land erklärt, dass die serbische Premierministerin Ana Brnabic, welche zudem selber lesbisch ist, an der kommenden Pride unerwünscht ist...

Sie war nicht nur das erste Mitglied der LGBT-Community, sondern auch die erste Frau im Amt der Premierministerin in Serbien. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an Ana Brnabic gerade innerhalb der LGBT-Community, denn Serbien befindet sich in Bezug auf die Rechte für Schwule, Lesben und Transgender gerade mal auf Platz 28 der 49 Staaten innerhalb Europas. Die Hoffnungen wurden aber bitter enttäuscht, denn Fortschritte wurden bislang kaum erzielt.

Während Brnabic im vergangenen Jahr an der Pride noch wegen ihrem blossen Erscheinen frenetisch gefeiert wurde und über ihre Teilnahme selbst in den internationalen Medien berichtet wurde, so starteten LGBT-Aktivisten in diesem Jahr die Say No-Kampagne, mit welcher die Premierministerin und andere Politiker aufgefordert werden soll, der Pride fern zu bleiben. Ihre Arbeit um die Rechte der sexuellen Minderheiten zu stärken sei enttäuschend, heisst es in einer Mitteilung an die Medien. Dass die Rechte der LGBT-Community keine Priorität in ihrer Arbeit haben, erklärte Ana Brnabic bereits im Rahmen der Pride im vergangenen Jahr. Die Anliegen der Schwulen, Lesben und Transgender kommen dann an die Reihe, wenn wir die wichtigen Probleme wie Inflation, die Rente und den Lebensstandard im Griff haben, erklärte die Premierministerin damals und stiess damit vielen in der Community vor den Kopf.

Serbien hat in Bezug auf Homo- und Transphobie mächtige Probleme: Amnesty International attestierte dem Land denn auch fehlender Wille, diese Themen anzupacken und etwas dagegen zu unternehmen. Nachdem an der Belgrade Pride 2010 rund 100 Personen verhaftet wurden und es zu massiven Strassenschlachten zwischen Gegendemonstranten und der Polizei kam, hat das serbische Innenministerium bis ins Jahr 2014 keine Bewilligungen mehr für Pride-Veranstaltungen erteilt. In den vergangenen Jahren kam es zwar erneut zu Gegendemonstrationen, doch die Polizei hatte die Lage jeweils unter Kontrolle.

Die LGBT-Community Serbiens hat kaum Rechte: Die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ist verboten und laut Umfragen sind 90 Prozent der Bevölkerung dagegen, dass gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen.