SINGAPUR: Anhörungen über die Legalisierung von gleichgeschlechtlichem Sex beginnen

SINGAPUR: Anhörungen über die Legalisierung von gleichgeschlechtlichem Sex beginnen
Vor dem Obergericht in Singapur haben die Anhörungen zur Legalisierung von gleichgeschlechtlichem Sex begonnen. Insgesamt werden die Richter drei Fälle beurteilen. Wie die Chancen zur Entkriminalisierung von Homosexualität tatsächlich stehen ist schwierig zu sagen, in Indien jedenfalls war ein ähnlicher Fall im vergangenen Jahr erfolgreich...

Ermutigt durch das Urteil in Indien, mit welchem die selbe, aus der britischen Kolonialzeit stammende Section im Strafgesetz im vergangenen Jahr aufgehoben wurde, haben drei LGBTI+ Aktivisten in Singapur jeweils einen Prozess angestrebt um gleichgeschlechtliche Aktivitäten auch dort zu legalisieren. Die sogenannte Section 377A kann Männer, welche Sex mit anderen Männern haben, mit bis zu zwei Jahren bestrafen. Frauen sind vom Gesetz nicht betroffen.

Obwohl selbst der Premierminister des Landes offiziell erklärt hat, dass dieses Gesetz nicht mehr angewandt wird, wurden bislang sämtliche Schritte abgelehnt, welche die Section 377A gestrichen hätten. Hinzu kommt, dass gleichgeschlechtliche Aktivitäten zwar nicht mehr geahndet werden, doch die Section 377A kam trotzdem immer mal wieder zur Anwendung, wenn es um andere Vergehen ging, quasi als zusätzlicher Anklagepunkt on top.

Mit dem nun angestrebten Prozess vor einem Obergericht wollen drei LGBTI+ Aktivisten erreichen, dass Homosexualität endlich auch in Singapur vollständig entkriminalisiert wird. Am Mittwoch haben dazu die ersten Anhörungen begonnen. Die Richter haben insgesamt sechs Verhandlungstage im November eingeplant, wann aber schlussendlich das Urteil gefällt wird, ist noch unklar.

Johnson Ong Ming aka DJ Big Kid, war der erste, der diesmal eine Klage eingereicht hat. Zwei weitere Aktivisten folgten darauf dem Beispiel. Wie Ong erklärt, sei die Meinung innerhalb der Bevölkerung quer durch alle Altersklassen und Religionen klar, wonach Homosexualität nicht bestraft werden solle. Er sei voller Zuversicht beim aktuellen Prozess und vertraue dem Justizsystem, dass die richtige Entscheidung gefällt und die Section 377A abgeschafft werde.

Singapur ist nach aussen ein sehr moderner Staat, doch gesellschaftlich nach wie vor sehr konservativ. Zudem gibt es eine äusserst laute, religiöse Minderheit, welche Stimmung gegen LGBTI+ Anliegen macht. Doch die Haltung in der Bevölkerung verändert sich langsam aber sicher. Während sich im Jahr 2013 noch 74 Prozent gegen die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare aussprachen, so sind es aktuell noch etwa 60 Prozent.

Gerade auch LGBTI+ Aktivisten setzen grosse Hoffnungen auf das Gericht. Sollte die Section 377A tatsächlich abgeschafft werden, könnte dies auch positive Auswirkungen auf andere Länder in der Region haben, insbesondere auf Malaysia, Indonesien und Brunei. Dort sind die Rechte für LGBTI+ in den vergangenen Jahren massiv unter Druck geraten...