SINGAPUR: Erstes Pink Dot Festival seit der Legalisierung von Homosexualität
Im vergangenen Jahr hiess die Botschaft noch "Majulah", ein Wort aus der Nationalhymne und eine Aufforderung für eine inklusivere Gesellschaft in Singapur, und so stand diesmal die Familie im Fokus des diesjährigen Pink Dot Festivals, welches am Samstag in Singapur über die Bühne ging. Tausende trafen sich dazu wie in jedem Jahr im Hong Lim Park im Schatten der grossen Wolkenkratzer im Stadtzentrum von Singapur um öffentlich für die Rechte von queeren Menschen einzustehen.
Die Ausgabe an diesem Wochenende war denn auch die erste seit Singapur im vergangenen Jahr gleichgeschlechtliche Aktivitäten unter Männern entkriminalisiert hat. Für die Veranstaltenden ist die Arbeit auch nach diesem Meilenstein aber noch lange nicht erledigt. Pink Dot-Sprecher Clement Tan erklärte denn auch, dass noch ein langer Weg vor ihnen liege. Es sei immer ihr Ziel gewesen die Gleichstellung von LGBTI+ langsam aber stetig voranzutreiben.
Die Konservativen in Singapur sprachen immer davon, dass die Legalisierung die Werte der Familien aushöhle, doch man wolle zeigen, dass es eigentlich gar keine Rolle spielen darf, wie eine Familie aussehe, so Clement Tan weiter, und schon gar nicht sei es an der Regierung vorzuschreiben, welche Familien einer Anerkennung würdig seien. Er glaube fest daran, dass alle in der Sonne stehen dürfen. Aus diesem Grund haben sie in diesem Jahr auch das Thema Familie gewählt, um damit die Ansichten der Konservativen herauszufordern.
Wie in jedem Jahr während dem Pink Dot Festival, wenn es dunkel wird, schreibt die Menge ein Wort mit bunten Lichtern quer durch den Park, umgeben von unzähligen pinken Lichtern, welche so einen "Pink Dot" ergeben. Nachdem 2019 noch "Repeal 377A", die Abschaffung des Artikels 377A und damit die Legalisierung von gleichgeschlechtlichen Aktivitäten, geschrieben wurde, so war es diesmal das Wort "Family".
Während Jahrzehnten waren gleichgeschlechtliche Aktivitäten unter Männern in Singapur verboten, entsprechend wurde das Organisieren des Pink Dot Festivals, quasi der Pride in Singapur, zu einem wahren Spiessrutenlauf. Mit immer neuen Vorschriften wurde versucht, das immer grösser und beliebter werdende Festival in seine Schranken zu weisen.
Durchgeführt wird es seit seiner ersten Ausgabe im Jahr 2009 jeweils im Hong Lim Park. Dieser öffentliche Park wurde von der Regierung des Stadtstaats extra als Ort für Demonstrationen und für Festivals geschaffen. Konservative Kräfte störten sich aber seit jeher am Pink Dot, da dort bislang für etwas eigentlich illegales "geworben" wurde. So übten sie stets Druck auf die Behörden aus, welche ihrerseits versuchte einen Kompromiss mit den Veranstaltenden zu finden.
So wurden beispielsweise plötzlich ausländische Sponsoren wie Google oder Facebook verboten, da dies als Einmischung in innere Angelegenheiten bezeichnet wurde. Zudem wurden mit der gleichen Begründung nur noch Staatsangehörige von Singapur zur Teilnahme zugelassen. Am Eingang musste fortan jeweils der Pass gezeigt werden und sämtliche Expads wurden damit von der Teilnahme ausgeschlossen. Ob diese Schranken nun mit der Aufhebung des Artikels 377A fallen werden, wird sich zeigen. Das diesjährige Festival hat jedenfalls gezeigt, dass es die Community vor Ort einmal mehr nur mit der Unterstützung von lokalen Geschäften geschafft hat einen riesigen Event auf die Beine zu stellen.