SINGAPUR: Moderne Fassade, konservative Einstellung - doch der Wandel beginnt

SINGAPUR: Moderne Fassade, konservative Einstellung - doch der Wandel beginnt
Obwohl nicht mehr tatsächlich bestraft, so waren gleichgeschlechtliche Aktivitäten in Singapur noch bis Ende 2022 strafbar. Dies spiegelt sich auch in der konservativen Haltung der Einwohner:innen wieder, welche einen starken Kontrast zum hypermodernen Umfeld des Stadtstaats bilden. Doch auch in Singapur setzt der Wandel ein was die Anliegen queerer Menschen betrifft.

Es war stets ein schwieriger Balanceakt, den Singapur während Jahren vollzogen hat: Auf der einen Seite seine eigene Bevölkerung mit den teils sehr konservativen Einstellungen, und auf der anderen Seite beheimatet man Grosskonzerne im Tech-Bereich oder aus dem Bankensektor, welche zumindest damals noch für Diversität einstanden und versuchten ihre Talente in Singapur anzusiedeln.

Noch bis 2022 waren gleichgeschlechtliche Aktivitäten in Singapur illegal und konnten mit Gefängnis gestraft werden. Die Regierung betonte jedoch während Jahren, dass diese Gesetze zwar noch vorhanden sind, aber seit langem nicht mehr angewandt werden. Dies sollte einerseits die Wirtschaft beruhigen, aber auch die Bevölkerung, denn die Section 377A wurde so auch nicht aus dem Strafgesetz gestrichen. Denn dafür gibt es in der Bevölkerung bis heute eigentlich keine Mehrheit. Erst im November 2022 stimmte das Parlament schliesslich für die Legalisierung von gleichgeschlechtlichen Aktivitäten.

Wie eine aktuelle Umfrage nun zeigt, setzt sich der Wandel in Bezug auf die Anliegen und Rechte queerer Menschen fort. Innerhalb der vergangenen rund zehn Jahre, zwischen 2014 und 2024, ist der Anteil jener, welche gleichgeschlechtliche Aktivitäten ablehnen um deutliche 27 Prozent gesunken. Mit 52.9 Prozent ist es aber noch immer mehr als die Hälfte, welche diese Handlungen für falsch halten.

Im gleichen Zeitraum sank auch die Ablehnung gegenüber der Ehe für alle um klare 23 Prozent auf 50.8 Prozent. Eher überraschend ist dafür, dass es weniger als die Hälfte ist, welche die Adoptionen von Kinder durch gleichgeschlechtliche Paare oder deren Zugang zur künstlichen Befruchtung ablehnen.

Die Studie zeigte, dass sich gerade die Ansichten zu queeren Anliegen am stärksten gewandelt haben. Andere Themen, welche eher die Moral betreffen, werden hingegen noch immer sehr deutlich abgelehnt. So lehnen noch immer 75.2 Prozent ausserehelichen Sex ab. Hier ist die Ablehnung fast gleich hoch wie beim Glücksspiel mit 74 Prozent. Deutlich abgenommen hat dafür die Anlehnung von ausserehelichen Schwangerschaften, nämlich um 15 Prozent im vergangenen Jahrzehnt auf noch 58 Prozent.

Für die Umfrage des Institute of Policy Studies (IPS) wurden im vergangenen Jahr rund 4‘000 Einwohner:innen, sowie Personen mit ständigem Wohnsitz in Singapur befragt.