SPANIEN: War es doch kein LGBTI+ feindliches Hassverbrechen?

SPANIEN: War es doch kein LGBTI+ feindliches Hassverbrechen?
Die Tat vom vergangenen Wochenende in Madrid sorgte international für Schlagzeilen, Politiker:innen verurteilten das Hassverbrechen und es wurden grossangelegte Proteste gegen LGBTI+ Feindlichkeiten organisiert. Doch nun hat das Opfer seine Aussage widerrufen und erklärt, dass er das Einverständnis gegeben habe, dass ihm das Wort „Sch**chtel“ auf dem Hintern eingeritzt wurde.

Ein weiteres von LGBTI+ feindlichen Tätern verübtes Hassverbrechen soll es gewesen sein. Politiker:innen bis hinauf zum Staatspräsidenten verurteilten die Tat aufs Schärfste und kündigten Massnahmen gegen solche Gewalttaten an. Bereits am Freitag soll deswegen eine Kommission gegen Hassverbrechen erstmals zusammenkommen, um ein Anti-Diskriminierungsgesetz auszuarbeiten. Am Ort des angeblichen Verbrechens, in der Hauptstadt Madrid, waren auch grossangelegte Proteste um gegen LGBTI+ Feindlichkeiten zu demonstrieren und um Unterstützung für queere Menschen zu zeigen.

Doch wie die Polizei nun verlauten liess, ist doch wieder alles anders: Das mutmassliche Opfer, ein 20-jähriger Mann, habe seine Aussage nämlich widerrufen und erklärt, dass er nicht von acht maskierten Tätern verfolgt worden sei, welche ihn in seiner Wohnung im Viertel Malasaña misshandelten. Es sei ein Freund gewesen, welcher mit seinem Einverständnis das Wort „maricón“, zu Deutsch „Sch**chtel“, auf seinen Hintern eingeritzt habe. Doch weshalb diese Geschichte? Laut Angaben der Polizei habe es mit einer Beziehung zu tun. Der junge Mann erklärte, dass er gelogen habe, um seinen aktuellen Partner nicht zu verlieren. Dem Mann droht nun eine Anzeige wegen falschen Anschuldigungen und Falschaussage, wie die Polizei weiter mitteilt.

Die angebliche Tat weckte traurige Erinnerungen an das Gewaltverbrechen gegen den 24-jährigen Samuel Luiz, welcher vor wenigen Monaten von rund einem Dutzend Schlägern zu Tode geprügelt wurde. Entsprechend entschieden sich die Organisatoren, die Proteste in Madrid gegen LGBTI+ Feindlichkeiten trotzdem durchzuführen, um auf die tatsächlich stattfindenden Hassverbrechen aufmerksam zu machen. Rund 41 Prozent der queeren Spanier:innen haben laut einer EU-Studie nämlich innerhalb eines Jahres Beleidigungen oder gar Angriffe erlebt. Wie die Organisation Movimiento Marika Madrid zudem via Twitter mitteilte, haben sie alleine in den vergangenen Tagen von Attacken in Castellón, Melilla, Toledo und Vitoria erfahren.