STUDIE: Volksabstimmungen über Marriage Equality richten Schaden an
Es passiert nicht oft, dass die Bevölkerung eines Landes über die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare abstimmen kann. So geschehen etwa im US-Bundesstaat Kalifornien rund um Proposition 8, dann in Irland oder Ende 2017 auch in Australien. In der Schweiz ist es vergleichbar etwa mit der Volksabstimmung zum Partnerschaftsgesetz. Wie bereits zuvor, so haben Wissenschaftler nun auch in Australien die Auswirkungen des Abstimmungskampfes auf die betroffene Community untersucht und sind auf die selben Ergebnisse wie frühere Studien gekommen: Solche öffentlich geführten Debatten sind gefährlich für Schwule, Lesben, Bisexuelle sowie trans und inter Menschen.
In dem sie die Zahlen des Australian Marriage Law Postal Survey nutzten, konnten sie die Auswirkungen des häufig äusserst homophob und gehässig geführten Wahlkampf auf die psychische Gesundheit der LGBTI+ bestimmen. Die Autoren der Studie der University of Sydney befragten dazu 1‘305 Australier, welche sich als lesbisch, schwul oder bisexuell identifizieren. Dabei ging es ihnen vor allem darum zu erfahren, welchen positiven und negativen Botschaften sie damals ausgesetzt waren, ebenso, wie sie die Unterstützung oder auch die Ablehnung persönlich erlebt haben.
Die Studie ist daher sehr wichtig, da sie, wenig überraschend, die Auswirkungen des so genannten „Minderheitenstress“ aufzeigt, welcher sich auf die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen auswirkt. So bezieht sich dieser auf jenen Stress, welchen Mitglieder einer stigmatisierten Gruppe erleben, der unter anderem durch fehlende, gesellschaftliche Unterstützung, Diskriminierungen, Vorurteile, sozioökonomische Folgen oder andere Stressfaktoren erlebt wird. Die öffentliche und auch die Unterstützung aus dem persönlichen Umfeld sind dabei Faktoren, welche von diesem Minderheitenstress schützen können.
So zeigte sich, dass die positiven Botschaften, welche etwa durch die sozialen Medien oder andere Kanäle verbreitet wurden, nie den Effekt auf die psychische Gesundheit von jemandem aufhalten konnten, den die negativen Botschaften hatten. Sie halfen aber jenen ein wenig, welche sich von ihren Freunden und ihrem Umfeld zu wenig unterstützt fühlten.
Generell, so erklären die Forscher, dass jene, welche verstärkt negativen Botschaften ausgesetzt waren, auch stärker unter den psychischen Folgen litten. Ein Teil dieser Belastung konnte aber durch grössere Unterstützung durch Familie und Freund wieder wett gemacht werden. Dabei zeigte sich, dass insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene von den negativen Botschaften betroffen waren. Die detaillierten Ergebnisse dieser Studie sollen nun für politische Anliegen, für die Gesetzgeber, Kliniken, sowie für LGBT- und Gesundheitsorganisationen zur Verfügung gestellt werden.
Ähnliches liess sich auch in Taiwan beobachten: Dort sind die Anrufe bei der LGBTI+ Hotline während dem Abstimmungskampf um die Öffnung der Ehe um 40 Prozent angestiegen. Besonders die Jugendlichen und jungen Erwachsenen leiden stark unter solchen Kampagnen.
In der Schweiz könnte es zu einem ähnlich gehässigen Abstimmungskampf kommen, wenn die Ehe für Alle vors Volk kommt, oder sollte es der EDU und der Jungen SVP gelingen, genügend Unterschriften für eine Abstimmung gegen die Erweiterung der Anti-Rassismusstrafnorm um die sexuelle Orientierung zu sammeln. Dann wird sich die LGBTI+ Community einmal mehr in den Medien anhören müssen, aus welchen Gründen es in Ordnung ist, sie offen verbal zu diskriminieren und weshalb sie nicht das selbe Recht wie alle anderen haben sollen...