SÜDARFIKA: Der erste, offen schwule Imam der Welt wurde ermordet
Es waren Überwachungskameras, welche die Tat aufzeichneten. Als Mushin Hendricks in der Stadt Gqeberha in einem Auto wegfahren wollte, wurde dieses von einem weiteren Wagen blockiert. Dann sprangen zwei vermummte Männer aus dem Auto, rannten zum Wagen des Imams und schossen unvermittelt und direkt durch das hintere Fenster auf der Beifahrerseite auf den dort sitzenden Geistlichen. Für Hendricks kam jede Hilfe zu spät. Seine Al-Ghurbaah-Stiftung bestätigte wenig später die gezielte Ermordung des Imams.
Bereits in den 1990er Jahren hatte Mushin Hendricks im Alter von 29 Jahren sein Coming Out und er erschütterte damit die muslimische Glaubensgemeinschaft. Doch er liess sich nicht einschüchtern und gründete 2004 seine Organisation The Inner Circle. Im Vorort Wynberg von Kaptstadt führte er dabei die Masjidul Ghurbaah-Moschee, ein wahrer Safe Space für die Queer Community.
Mushin Hendricks machte sich stets für einen interreligiösen Dialog stark, und forderte lautstark, dass man aufhören solle, die Religion als Feind zu sehen. Vielmehr solle man sich den psychischen Problemen und der Traumas annehmen, welche queere Menschen innerhalb von Religionsgemeinschaften erleben.
Die Ermordung des Imams sorgte weltweit für Bestürzung. Viele bezeichneten ihn als Mentor für queere Muslime auf der ganzen Welt, aber vor allem auch in Afrika. Er habe mit seiner Arbeit und seinem Mut einen unauslöschlichen Beitrag geleistet. Seine Bekenntnis, ein schwuler Imam zu sein, habe Grosses bewirkt.
Süfafrika war das erste Land der Welt, welches ein Verbot von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung in seine Verfassung schrieb. Diese führte das Land nach der Apartheid ein. Im Jahr 2006 öffnete Südafrika zudem als bis heute einziges Land des Kontinents die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Doch Gewalt gehört leider noch immer zum Alltag vieler queerer Menschen im Land.