SÜDKOREA: Christliches Konzert verdrängt LGBTI+ Festival in Seoul

SÜDKOREA: Christliches Konzert verdrängt LGBTI+ Festival in Seoul
Seit 2015 findet das grösste LGBTI+ Festival Südkoreas jeweils auf dem Platz vor dem Rathaus in Seoul statt. Seit jeher kommt es aber deswegen auch immer wieder zu Protesten gegen den Anlass, vor allem von der Kirche und christlichen Organisationen. In diesem Jahr stellen sich sogar die Behörden gegen das Festival indem sie statt dem Seoul Queer Culture Festival einem christlichen Konzert die Bewilligung erteilten.

LGBTI+ haben in Südkorea einen äusserst schweren Stand: Obwohl sich das Land nach aussen als äusserst modern gibt, so ist Südkorea zutiefst in den Traditionen verwurzelt und hat zudem insbesondere eine enorm starke Kirche. Diese, zusammen mit christlichen Organisationen, liefern sich denn auch seit Jahren einen Kampf um queere Festivals und Pride-Veranstaltungen zu verhindern oder gar zu verbieten.

Dabei zeigen sich diese LGBTI+ feindlichen Kräfte auch äusserst kreativ: Mal legen sie sich auf die Strasse um auf diese Weise die Pride zu blockieren, mal verbarrikadieren sie die Türen zu Veranstaltungsorten oder sie versuchen jeweils mit eigenen Anlässen Orte und Daten, welche normalerweise für die Pride genutzt werden, zu blockieren. Auch in diesem Jahr liessen sie erneut nichts unversucht, und sie erzielten nun offenbar sogar einen Erfolg, wie die Veranstaltenden des Seoul Queer Culture Festivals mitteilen.

Statt wie immer seit 2015, abgesehen von den Pandemiejahren 2020 und 2021, erhielt diesmal für den 1. Juli nicht das grösste LGBTI+ Festival des Landes den Zuschlag für den Platz vor dem Rathaus, sondern ein christliches Konzert für Jugendliche. Dahinter steht die CTS Cultural Foundation des christlichen Fernsehsenders CTS, der sich in der Vergangenheit bereits mehrfach gegen LGBTI+ und deren Anliegen ausgesprochen hat. Laut dem Sender sei es nicht ihr Ziel gewesen, denn LGBTI+ Anlass zu verhindern. Ob dies stimmt, darf bezweifelt werden.

Die Veranstaltenden des Seoul Queer Culture Festivals zeigten sich enttäuscht von den Behörden und verurteilten das Vorgehen der Stadt als ein Akt der Diskriminierung. Das Festival ist denn auch weit mehr als nur eine Kulturveranstaltung, denn es steht auch für den Kampf für die Rechte queerer Menschen. In Südkorea gibt es weder ein Partnerschaftsgesetz, noch die Ehe für alle oder einen Diskriminierungsschutz. Sämtliche Bestrebungen diesbezüglich stossen jeweils auf erbitterten Widerstand.

Das Seoul Queer Culture Festival zieht seit 2015 jeweils Tausende von Besucher:innen auf den Platz vor dem Rathaus im Zentrum der Hauptstadt. Meist ist die Polizeipräsenz enorm aufgrund von befürchteten Gegendemonstrationen. Das Festival erhält jedoch breite Unterstützung in der Zivilgesellschaft, sowohl von Organisationen an den Universitäten wie auch Menschenrechtsorganisationen und ausländischen Botschaften.

Wie es nun mit dem Festival weitergeht, ist ungewiss. Die Veranstaltenden zeigen sich jedenfalls kämpferisch und sie wollen nicht so einfach aufgeben.