SÜDKOREA: Hohe Akzeptanz bei Schülern gegenüber LGBTs
Es war das erste Mal, dass bei den Schülern im Alter von 16 Jahren eine Umfrage zum Thema Homosexualität durchgeführt wurde. Dazu wurden vom Koreanischen Fraueninstitut der Ewha Frauen-Universität zwischen dem 4. und dem 19. Juli diesen Jahres insgesamt 664 Schüler der 3. Mittelstufe unter anderem darüber befragt, wie sie sich verhalten, wenn sie herausfinden, dass jemand homosexuell ist. Im Auftrag gegeben wurde der so genannte Students’ Awareness on Gender Rights Survey von der Stadt Seoul.
Die Fragen wurden schlussendlich von 610 Schülern beantwortet und führte erfreuliche Resultate zu Tage: 29.5 Prozent oder 180 Schüler, erklärten, dass sie sich etwas unbehaglich fühlen würden, aber dass es sie schlussendlich nichts angehe, wie jemand fühlt. 234 Schüler oder 38.4 Prozent und damit die grösste Gruppe, erklärte, dass ihre Beziehung genau gleich weitergehe wie bis anhin, und 81 Schüler oder 13.3 Prozent meinte, dass sie die Person fragen würde, ob es ihr gut gehe und sie würden für die Person da sein und sie unterstützen. Damit zeigten mehr als 80 Prozent grundsätzlich keine oder kaum Probleme mit Homosexualität. Nur gerade 18.6 Prozent fanden, dass sie sich von der Person distanzieren oder die Beziehung gleich ganz abbrechen würden.
Die Umfrage ging aber noch weiter. Die gleiche Frage wurde auch gestellt, wie jemand reagieren würde, wenn sich jemand als Transgender outen würde. Von 632 Schülern erklärten 34.5 Prozent oder 218 Schüler, dass dies ihre Beziehung nicht verändern würde. 28.3 Prozent oder 179 Schüler meinten, dass es ihnen egal wäre und 13 Prozent meinten, dass sie der Person unterstützend zur Seite stehen würde. 24.2 Prozent hingegen erklärten, dass sie den Kontakt zur Transperson abbrechen oder zumindest auf Distanz gehen würden.
Wie in den meisten Umfragen, so zeigte sich auch in Südkorea, dass die männlichen Schüler mehr bedenken und negative Rückmeldungen gaben als die Schülerinnen. Auch zeigten sich die Schüler weniger offen gegenüber diesem Thema als die Schülerinnen: So erklärten 13.3 Prozent der weiblichen Jugendlichen, dass sie ihre eigene Sexualität schon hinterfragt haben. Dieser Anteil liegt bei den Schülern bei nur 3 Prozent.
Von den Befragten erklärten zudem rund 33.4 Prozent, dass sie es wichtig finden, dass sexuelle Minderheiten auch im Schulunterricht thematisiert werden, wobei die Schülerinnen mit 41 Prozent mehr zustimmen als die Schüler mit 26.1 Prozent. Mit dem aktuellen Sexualkundeunterricht sind aber offenbar die wenigsten zufrieden: 14.3 Prozent erklärten, dass ihnen der Unterricht auf gar keine Weise etwas gebracht habe, 29 Prozent hat er einfach nicht geholfen, 25.3 Prozent waren zufrieden und 11.5 Prozent hat der Unterricht viel gebracht. Bei jenen, welche erklärten, dass es ihnen rein gar nichts gebracht hat, erklärten 54.2 Prozent, dass sie bereits alles wussten, 53.2 Prozent stimmten zudem der Aussage zu, dass sie nicht alles noch einmal hören wollten, und 35.6 Prozenten stimmten zu, dass der Unterricht nicht jene Themen behandelt hat, welche sie eigentlich interessieren würde.
Vierzig Prozent der Jugendlichen gaben zudem zu, dass sie schon einmal Schimpfwörter gegen LGBTs gebraucht haben. 48.9 Prozent davon erklärten, dass sie es gemacht haben, weil es auch ihre Freunde taten, und 40.1 Prozent meinten zudem, dass sie es taten, jedoch ohne negativen Absichten. Nur 7.3 Prozent standen dazu, dass sie die Wörter explizit gebraucht haben um sexuelle Minderheiten zu verunglimpfen.
Obwohl Homosexualität in Südkorea nicht verboten ist, so ist es dennoch ein grosses Tabu und die Bevölkerung ist eher intolerant gegenüber der LGBT-Community. Es kommt immer wieder zu Gegenprotesten während der Pride und gar zu Sitzblockaden. Erst Anfangs Jahr wurden zudem zwei schwule Soldaten ins Gefängnis gesteckt und für ein Jahr aus der Armee suspendiert, weil sie im Militär einvernehmlichen Sex hatten und dabei erwischt wurden. Staatspräsident Moon Jae-in, notabene ein ehemaliger Anwalt für Menschenrechte, hat noch während seinem Wahlkampf erklärt, dass die Ehe unter seiner Führung nicht für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet werde.