TAIWAN: Der traurige Grund für Taiwans erste Scheidung eines gleichgeschlechtlichen Paares
Es ging plötzlich Schlag auf Schlag, doch die Politik hatte auch keine andere Wahl, denn die Frist, welche das Oberste Gericht zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare gesetzt hat, lief am 24. Mai aus. Am 17. Mai, just am Internationalen Tag gegen LGBTI+ Feindlichkeit, stimmten die Parlamentsabgeordneten für einen entsprechenden Gesetzesentwurf. Am 22. Mai wurde dieser mit der Unterzeichnung in Kraft gesetzt und am 24. Mai konnten schliesslich die ersten gleichgeschlechtlichen Paare heiraten. Eine Premiere für ganz Asien.
Bis Ende Juni werden voraussichtlich 774 Paare von diesem neuen Gesetz Gebrauch machen. 19 davon auch im Landkreis Pingtung nahe der Metropole Kaohsiung. Ein Paar, welches nur wenige Tage nach der Öffnung der Ehe geheiratet hat, reichte nun aber bereits wieder die Scheidung ein - eine traurige Premiere. Der Grund dafür: Die Eltern lehnten die Hochzeit strikt ab und die Familie setzte das Ehepaar derart unter Druck, so dass sie keinen anderen Ausweg mehr sahen, als die Ehe wieder zu annullieren, wie das Departement für zivile Angelegenheiten bekannt gab.
Taiwan ist mit Abstand das LGBTI+ freundlichste Land in Asien, zumindest von der Gesetzgebung her. Die Ehe wurde für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet und Conversion Therapien wurden verboten. In zahlreichen Familien ist Homosexualität trotzdem nach wie vor ein grosses Tabu, und die gleichgeschlechtliche Ehe wurde nur durch einen Gerichtsentscheid möglich. Eine Volksabstimmung über das Anliegen wurde nämlich deutlich abgelehnt.