TAIWAN: Mindestens 157 Paare heiraten bereits am ersten Tag
Das Verfassungsgericht von Taiwan hat im Frühling 2017 geurteilt, dass die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare vollständig geöffnet werden muss, und zwar bis spätestens am 24. Mai. Da das dazu nötige Gesetz noch immer im Parlament debattiert wird, ist es noch unsicher, ob das geplante, separate Ehegesetz für LGBTI+ Paare bis dann fertig sein wird. Klar ist hingegen, dass durch das Gerichtsurteil spätestens am 24. Mai geheiratet werden kann - entweder durch das separate Ehegesetz, oder dann wird das bestehende Ehegesetz automatisch auf gleichgeschlechtliche Paare ausgeweitet. Die Politik ist aber bemüht, bis zu diesem Stichtag das Ehegesetz anzunehmen und vielleicht sogar schon früher in Kraft treten zu lassen.
Bis jetzt haben 157 gleichgeschlechtliche Paare die nötigen Schritte unternommen, damit sie spätestens am 24. Mai auch tatsächlich heiraten können und damit für Asien Geschichte schreiben. Sie werden nämlich die ersten, LGBTI+ Paare in einem asiatischen Land sein, welche die Möglichkeit erhalten, ihre Partnerschaft rechtlich abzusichern. Bislang hat nämlich noch kein Land auf dem Kontinent weder ein Partnerschaftsgesetz noch Marriage Equality eingeführt. Insgesamt haben sich zudem schon rund 4000 Paare eingetragen, um heiraten zu können, wie es von der Regierung heisst.
Um die Einführung auch richtig feiern zu können, hat die Taiwan Alliance to Promote Civil Partnership Rights (TAPCPR) am 25. Mai ein grosses Hochzeitsbankett vor dem Präsidentenpalast organisiert. Equal Marriage Taiwan wiederum hat begonnen, Glückwünsche von Politikern und Celebrities zu sammeln, um diese dann den ersten Paaren zukommen zu lassen.
Es war ein langer und nicht nur einfacher Prozess für die LGBTI+ Community bis die Ehe nun geöffnet wird. Das Gerichtsurteil über die Öffnung der Ehe im Mai 2017 war sicherlich einer der Höhepunkte. Danach begannen jedoch die konservativen, religiösen Kräfte des Landes Unterschriften zu sammeln um eine Volksabstimmung über das Anliegen zu erzwingen. Nach einem überaus homophoben Abstimmungskampf sprach sich die Bevölkerung gegen sämtliche LGBTI+ Anliegen aus. Die Politik entschied jedoch, dass das Gerichtsurteil höher zu gewichten sei als der Volksentscheid. Es wurde aber versucht dem Volkswillen dahingehend gerecht zu werden, indem ein separates Ehegesetz für gleichgeschlechtliche Paare geschaffen werden soll. Sollte dieses noch vor dem 24. Mai verabschiedet werden, tritt es in Kraft, ansonsten wird die Ehe automatisch aufgrund der Entscheidung des Gerichts geöffnet. Ob allerdings das separate Ehegesetz vor Gericht standhalten würde, muss sich ebenfalls noch weisen, da es nicht zwingend dem Willen des Gerichts entspricht, welcher eine vollständige Gleichstellung und keine separate Lösung vorsieht...