TAIWAN: Volksabstimmung über Marriage Equality
Man habe schlicht keine Zeit um enttäuscht zu sein, erklärte Jennifer Lu, die Koordinatorin der Marriage Equality Coalition Taiwan, doch man bedauere das Referendum natürlich. Mit diesen drei Vorlagen solle versucht werden, die schwulen, lesbischen und transgender Mitbürger aus der Verfassung und aus dem Bildungssystem fernzuhalten. Lu rief daher alle LGBTS und deren Unterstützer im Land auf, Millionen von Gesprächen zu führen um die Bevölkerung Taiwans über die Anliegen aufzuklären.
Dies dürfte denn auch das grösste Problem im Land sein: Homosexualität ist ein enormes Tabu, entsprechend wenige wagen ihr Coming out, was zur Folge hat, dass die Themen und Anliegen von gleichgeschlechtlichen Paaren nur wenig bekannt sind. Aus diesem Grund sehen die meisten LGBT-Aktivisten darin die grösste Chance, nämlich Gespräche mit möglichst vielen Menschen zu führen und damit entschlossen den Kampagnen von Kirchen und konservativen Organisationen entgegenzutreten.
Eigentlich hat das Oberste Gericht im Frühling vor einem Jahr geurteilt, dass die Politik in den kommenden zwei Jahren die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnen muss, gemeint war bis zum Frühling 2019. Da die Politiker im Parlament dem Anliegen jedoch kaum Beachtung schenkten und nur langsam arbeiteten, kam es nie soweit. Konservative Familienorganisationen nutzten jedoch die Chance um Unterschriften gegen Marriage Equality zu sammeln und damit eine entsprechende Volksabstimmung zu erzwingen.
Am 24. November wird nun die Bevölkerung Taiwans entscheiden, ob die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet, oder per Verfassung verboten wird. Eine weitere Vorlage dreht sich zudem darum, ob LGBT-Themen auf den Lehrplan in Schulen kommen sollen oder nicht. Staatspräsidentin Tsai Ing-wen hat sich jedenfalls bereits im Wahlkampf 2016 für Marriage Equality ausgesprochen, doch die LGBT-Community ist langsam aber sicher frustriert, da seither nichts mehr geschah. Wie das Referendum ausgeht ist schwierig voraus zu sagen...