TSCHECHIEN: Politiker hat Coming Out nach Schiesserei in Bratislava

TSCHECHIEN: Politiker hat Coming Out nach Schiesserei in Bratislava
Nachdem im Nachbarland vor einer queeren Bar in Bratislava zwei schwule Männer erschossen wurden, habe er sich zu seinem öffentlichen Coming Out entschieden, erklärte der tschechische Parlamentsabgeordnete Jiří Navrátil. Er habe sich nie versteckt, betonte der Politiker weiter, und immer offen geantwortet, dass er mit seinem Partner zusammenlebe, sofern er gefragt wurde.

Der Anschlag auf eine Queer Bar in Bratislava am 12. Oktober, bei dem zwei schwule Männer starben und eine Barangestellte schwer verletzt wurde, erschütterte nicht nur die Slowakei, sondern auch das Nachbarland Tschechien. Die Tat führte dabei zu gross angelegten Demonstrationen gegen LGBTI+ Feindlichkeiten, auch in Prag.

Der tschechische Parlamentsabgeordnete Jiří Navrátil nahm diese Attacke nun zum Anlass für sein öffentliches Coming Out. In einem Interview mit Seznam, der grössten, lokalen Suchmaschine in Tschechien, sprach er offen über seine Homosexualität und auch über seinen Lebenspartner, mit dem er in Mořkov zusammenlebt.

Der Abgeordnete für den Wahlbezirk Mährisch-Schlesien unterstrich aber auch, dass er sich nie versteckt habe. All jene, welche ihn darauf angesprochen haben, habe er stets offen gesagt, dass er schwul sei. Er habe aber immer auch erklärt, dass es sich dabei um sein Privatleben handle.

Nach der Tat in Bratislava warfen viele den Regierungen in der Slowakei, aber auch in Tschechien vor, dass sie zu wenig zum Schutz von queeren Menschen unternommen haben. Dem stimmt auch Navrátil bis zu einem gewissen Punkt zu. Er finde zwar, dass Tschechien in Bezug auf die Rechte für queere Menschen fortschrittlicher sei als die Slowakei, doch auch in Tschechien radikalisiere sich die Gesellschaft in gewissen Fällen.

Er sei ein gläubiger Katholik, erklärt der Politiker der Christlich-Demokratischen Union weiter, doch er finde es paradox, wenn man religiöse und traditionelle Werte als Vorwand verwende, um andere Personen zu diskriminieren.

Der Anschlag in Bratislava hat dazugeführt, dass LGBTI+ in Tschechien nun noch deutlicher ihre Forderungen an die Politik stellen. So sammelten sie für eine Petition Unterschriften, mit welcher sie verlangen, dass die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet, und dass ein Diskriminierungsschutz für queere Personen eingeführt wird. Innerhalb weniger Tage kamen bereits mehr als 20'000 Unterschriften zusammen. Laut einer Meinungsumfrage unterstützen zudem 67 Prozent der Bevölkerung in Tschechien die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare.

Foto: Facebook Jiří Navrátil