TUNESIEN: Schwuler Politiker kandidiert als Staatspräsident

TUNESIEN: Schwuler Politiker kandidiert als Staatspräsident
Mounir Baatour ist schwul, Präsident der Liberalen Partei und er setzt sich mit Vehemenz für die Rechte der LGBTI+ Community ein - obwohl gleichgeschlechtliche Aktivitäten eigentlich verboten sind. Nun hat der 48-jährige Anwalt sein nächstes Karriereziel bekanntgegeben: Er bewirbt sich um das Amt des Staatspräsidenten...

Am 10. November dieses Jahres stehen in Tunesien Präsidentschaftswahlen an, und dabei kommt es zu einer grossen Überraschung: Der Präsident der kleinen Liberalen Partei, Mounir Baatour, kandidiert als erster schwuler Mann Tunesiens für das Amt des Staatspräsidenten - und dies in einem Land, in welchem gleichgeschlechtlicher Sex noch immer verboten ist.

Der 48-jährige Anwalt ist als Kämpfer bekannt, setzt sich unermüdlich für die LGBTI+ Community ein und will erreichen, dass gleichgeschlechtliche Aktivitäten endlich legal werden. Dabei ist er selber auch schon verhaftet worden, doch dies hat nichts an seinem Engagement für die Community geändert. Es sei auch politischer Wille gefragt, um Homophobie in Tunesien zu verringern, so Baatour. Und dann führt er ein Beispiel aus der Geschichte des Landes an: Als Präsident Bourguiba 1956 die Polygamie verbot, Abtreibungen und Adoptionen erlaubte und die Verstossung von Frauen aus Tunesien verbannt hat, sei das Land auch sehr konservativ gewesen, doch es habe den politischen Willen gegeben, um diese Reformen umzusetzen.

Als Präsident wolle er für ein modernes und fortschrittliches Tunesien stehen, welches sich für die Rechte von allen Bürgern einsetzt und Korruption bekämpft. Das Land brauche dazu ein neues demokratisches Programm, welches alle Persönlichkeiten, Kulturen, Glauben und alle Sprachen Tunesiens enthält, so Baatour.

Beji Caid Essebsi, der amtierende Staatspräsident, stellt sich im November nicht zur Wiederwahl. Dass aber Mounir Baatour sein Nachfolger werden könnte, dürfte sich als sehr schwierig herausstellen, da sich viele nicht vorstellen können, einen schwulen Mann als führender Politiker zu haben. Sollte es ihm trotzdem gelingen, dann wäre er der erste offen homosexuelle Staatschef der arabischen Welt.

Langsam zeigt sich zudem ein Wandel in Tunesien in Bezug auf die Rechte für die LGBTI+ Community. Immer mehr führende Politiker befürworten eine Entkriminalisierung von gleichgeschlechtlichen Aktivitäten, und eine 2018 einberufene, politische Kommission, schlug diese Reform ebenfalls vor, wie auch die vollständige Gleichstellung der Frauen...