UK: Grindr-Erpresser zu Gefängnisstrafe verurteilt
Er ging immer nach dem gleichen Muster vor. Er verabredete sich über Grindr mit seinen Opfern und hatte einvernehmlichen Sex mit ihnen. Danach gab er sich jeweils als Escort zu erkennen und verlangte Geld von ihnen. Dabei zeigte er den Opfern auch sein Grindr-Profil, dessen Bio er kurz vor dem Treffen damit ergänzt hat, dass er Escort sei und 180 britische Pfund, rund 220 Schweizer Franken, pro Stunde verlange.
Nachdem sich die Männer weigerten zu bezahlen, drohte er den Männern, sie zu verprügeln oder gar niederzustechen. Einem Opfer sagte er, dass "sie kommen werden. Er wolle dies nicht machen, doch es sehe so aus, als würden sie ihm nun das Gesicht verhauen." Einem anderen Opfer drohte er, dass er ihn bei dessen Freundin verpfeifen werde, wenn er nicht bezahle.
Nachdem er das Geld erhalten hatte, blockierte er jeweils seine Opfer und löschte alle Bilder und Chat-Verläufe. Laut Polizeiangaben hat er auch regelmässig seine SIM-Karte und seine Telefonnummer gewechselt. Damit er weniger erkannt wird, hat er zudem auch seine Frisur des öfteren geändert.
Der Täter konnte erst identifiziert werden, nachdem ein Mann aus Tower Hamlets ihn bei der Polizei meldete. Diese konnte ihn darauf aufspüren, nachdem sie ihm verschiedene Telefonnummern, Adressen und Usernamen zuordnen konnten. Darauf wurde er ihm nun der Prozess gemacht.
Laut dem Metropolitan Police Service gab es mindestens neun Opfer, und er erpresst von ihnen insgesamt 2'360 Pfund, rund 2'900 Schweizer Franken. Die Männer waren im Alter von 25- bis 57-jährig, und die Vorfälle fanden zwischen April 2019 und Juni 2021 statt.
Vor dem Snaresbrook Crown Court in East London wurde der Täter für Raub, Diebstahl, in fünf Fällen für Erpressung und in fünf Fällen für Betrug angeklagt. Er bekannte sich schuldig und wurde vom Gericht zu einer Haftstrafe von fünf Jahren verurteilt.
Die Polizei lobte den Mann aus Tower Hamlets im Speziellen, welcher der Polizei die Tat meldete. Es sei sehr mutig gewesen und sie ermutigen auch noch andere Opfer, sich zu melden und Anzeige zu erstatten. Es könne noch weitere Opfer geben, welche zum Ziel des Täters geworden seien, und dessen Verletzlichkeit er ausgenutzt habe. Man werde auch alle weiteren Fälle mit dem nötigen Fingerspitzengefühl behandeln, so die Polizei.
Wie Action Fraud, eine Organisation, welche sich auf solche Online-Betrügereien im Umfeld von Liebes- und Datingdiensten spezialisiert hat, erklärt, habe es auch zu Zeiten von Corona einen starken Anstieg von 20 Prozent bei diesen Fällen gegeben. Dabei betrage die durchschnittliche Deliktsumme pro Opfer rund 7'850 Pfund, rund 9'700 Schweizer Franken. Sie würden allen Opfern raten, sofort Hilfe zu suchen.
Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch.