UK: LGBTI+ Veteranen sollen endlich angemessen entschädigt werden

UK: LGBTI+ Veteranen sollen endlich angemessen entschädigt werden
Noch bis vor wenigen Jahren lebten sie als verurteilte Sexualstraftäter, weil sie queer waren und bei den britischen Streitkräften entdeckt wurden. Erst im Jahr 2000 wurde dieses Verbot aufgehoben, und es dauerte nochmals Jahre, bis die Strafeinträge der Opfer endlich gelöscht wurden. Für all dieses Leid, welches dieses Verbot den Opfern zugefügt hat, sollen queere Menschen nun eine Entschädigung erhalten. Nach Kritik wurde diese Summe nun um 50 Prozent erhöht und die Auszahlung soll kurz bevor stehen.

Was es bedeutet, ein Leben als verurteilter Sexualstraftäter zu führen, mussten tausende Queers in Grossbritannien erleben, welche aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität unehrenhaft aus den britischen Streitkräften entlassen wurden, oder deswegen sogar Gefängnisstrafen absitzen mussten. 1967 wurde dieses Verbot von LGBTI+ bei den Streitkräften eingeführt, als Homosexualität an sich in Grossbritannien legalisiert wurde. Erst im Jahr 2000 wurde dieses Verbot schliesslich ganz aufgehoben. Für die meisten Opfer dieser Gesetzgebung bedeutete dies ein Leben in absoluter Armut und zahlreiche Hindernisse während dem gesamten Leben.

Mit einem solchen Strafeintrag einen Job oder eine Wohnung zu finden war enorm schwierig. Oftmals mussten die Betroffenen ohne festes Einkommen leben, einige erzählten auch, dass sie noch nie in die Ferien konnten, weil es finanziell nicht möglich war. Durch häufige Jobwechsel und längere Phasen Arbeitslosigkeit hatten viele zudem auch keine Möglichkeit, um sich eine angemessene Rente aufzubauen. Es dauerte noch bis 2013 bis diese Einträge endlich ersatzlos gestrichen wurden und die Rehabilitierung beginnen konnte.

Für die meisten war dies viel zu spät, denn sich in hohem Alter noch ein neues Leben aufzubauen ist schwierig. Seit Jahren wird daher über eine angemessene Entschädigung gestritten, welche den Opfern ausbezahlt werden soll. Nachdem frühere Einigungen von LGBTI+ Organisationen als viel zu niedrig abgelehnt oder massiv kritisiert wurden, scheint nun eine zumindest etwas mehr zufriedenstellende Lösung gefunden worden zu sein.

Dabei geholfen hat auch ein Bericht, welcher von der Regierung in Auftrag gegeben wurde. Unter der Leitung des ersten offen schwulen Richter Grossbritanniens, Lord Etherton, wurde dieser erstellt und er zeigte die gesamten Auswirkungen auf, mit welchen sich die aus den Streitkräften entlassenen Armeeangehörigen rumschlagen mussten. Demnach sind es geschätzte 4‘000 Personen, welche wohl Anspruch auf Entschädigung haben. Aufgrund des Ausmasses hat sich auch der damalige Premierminister Rishi Sunak öffentlich bei den Opfern entschuldigt und von einem entsetzlichen Versagen des britischen Staats gesprochen.

Die vorher angekündigte Summe von 50 Millionen Pfund, rund 56.5 Millionen Schweizer Franken, wurden nun um 50 Prozent auf 75 Millionen Pfund, rund 85 Millionen Franken, erhöht. Damit hat die Regierung den Betrag sogar auf über die Empfehlung des Berichts gesetzt.

Für die Opfer bedeutet dies, dass all jene, welche aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität entlassen wurden, 50‘000 Pfund, rund 56‘500 Franken, beantragen können. Zusätzliche bis zu 20‘000 Pfund, rund 22‘600 Franken, bekommen all jene, welche in der Armee schikaniert, invasiven Untersuchungen unterzogen oder gar Haftstrafen verbüssen mussten. Die genaue Höhe wird dabei von einem Gremium bestimmt.

Wie die Regierung betont, gilt diese Auszahlung nicht als Einkommen und ist somit steuerbefreit, und zudem beeinflusst sie auch keine anderen Mittel und Unterstützungen, welche die Opfer unter Umständen sonst noch erhalten. Die Entschädigungen sollen bereits anfangs 2025 ausbezahlt werden. Für die Opfer dieser diskriminierenden Praxis geht damit ein langer Kampf um Rehabilitierung endlich zu Ende.