UK: Verbot von Konversionsmassnahmen wird im Parlament debattiert

UK: Verbot von Konversionsmassnahmen wird im Parlament debattiert
Nachdem die britische Regierung trotz vieler Versprechen während Jahren nie aktiv wurde, und das Verbot von Konversionsmassnahmen auch in der King‘s Speech vor wenigen Tagen nicht erwähnt wurde, sind nun einige Abgeordnete im Parlament selber aktiv geworden und haben einen entsprechenden Gesetzestext zur Debatte im House of Lords eingereicht. Nun geht es darum die nötigen Mehrheiten zu finden.

Es war wohl die King‘s Speech vor wenigen Tagen, welche das Fass zum Überlaufen brachte. King Charles liest dabei zur Parlamentseröffnung die von der Regierung verfasst Rede vor um einen Ausblick auf die anstehende Legislaturperiode zu bieten. Dass dabei das Verbot der Konversionsmassnahmen von Premier Rishi Sunak, trotz anfänglichem Versprechen, weggelassen wurde, stiess sowohl in der LGBTI+ Community, wie auch bei einigen Parlamentsabgeordneten sauer auf.

Seit rund fünf Jahren verspricht die Regierung ein solches Verbot umzusetzen, doch ausser einem halbherzigen Versuch durch Boris Johnson blieb es immer bei den Versprechen. Johnson schlug damals ein Verbot vor, aber nur bezüglich der sexuellen Orientierung und nicht betreffend der Geschlechtsidentität. Selbst die LGBTI+ Community ging damals auf die Strasse um gegen das Gesetz zu demonstrieren, da sie nur ein allumfassendes Verbot akzeptieren wollten, welches auch trans Menschen schützt.

Im Januar 2023 hat die britische Regierung schliesslich einmal mehr versprochen, einen entsprechenden Gesetzestext vorzulegen. Da nach nun bald einem Jahr immer noch nichts passiert ist, und da das Verbot auch aus der King‘s Speech gestrichen wurde, haben nun einige Abgeordnete im Parlament reagiert.

Unter dem Titel Conversion Therapy Prohibition (Sexual Orientation and Gender Identity) Act hat Lorely Jane Burt, Baroness Burt of Solihull, von der parteiübergreifenden Humanist Group nun eine entsprechende Gesetzesvorlage ausgearbeitet und im House of Lords eingebracht. Dieses Verbot soll die gesamte LGBTI+ Community vor diesen schädlichen Methoden schützen.

Verschiedenste Organisationen lobten das Engagement und zeigten sich erfreut, dass das Anliegen nun trotzdem noch im Parlament behandelt wird, nachdem die Enttäuschung nach der King‘s Speech derart gross war. Sie hoffen nun, dass sich die beiden Kammern des britischen Parlaments für das Verbot aussprechen, dass es sobald wie möglich umgesetzt werden kann.

Unter Konversionsmassnahmen versteht man Versuche, die sexuelle Orientierung, die Geschlechtsidentität oder den Geschlechtsausdruck von Personen zu verändern. Diese Praktiken haben keine wissenschaftliche Basis, sind äusserst LGBTI+ feindlich und führen häufig zu massiven psychischen Problemen wie Depressionen oder gar Suizidversuchen. In Grossbritannien stehen die meisten Konversionsmassnahmen im Zusammenhang mit religiösen Überzeugungen. Sämtliche renommierten Verbände und Organisationen im Bereich der Medizin und Psychologie lehnen diese Praktiken strikt ab.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer