UK: Während dem Lockdown - wie lange hältst Du es ohne spontanen Sex aus?
Eigentlich ging der Lockdown mit Social Distancing einher. Damit verbunden wurde breit kommuniziert, dass man auf Treffen mit anderen Personen, welche nicht im gleichen Haushalt leben, verzichten werden soll: Seien es Dates via Grindr oder andere Dating Apps, oder auch treffen mit Sexbuddys. Doch wie lange halten schwule und bisexuelle Männer diesen tiefen Einschnitt in die Privatsphäre aus? Wie lange verzichten sie auf ihre sonst üblichen Gewohnheiten? Diese Fragen sind besonders spannend, geht es doch nicht um irgendetwas, auf das verzichtet werden soll, sondern, es geht um Sex.
Mit diesem Fragen beschäftigten sich nun die Autoren einer Studie unter anderem von der University of Westminster und der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Dabei untersuchten sie Daten von Social Media, von Netzwerken aus der Community, welche sie bereits kennen, von LGBTI+ Organisationen, sowie natürlich von Grindr.
In der Auswertung, welche die Autoren nun präsentierten, zeigte sich, dass 57 Prozent der Befragten erklärten, sie könnten während sechs Monaten ohne spontanen Sex auskommen. Knapp ein Drittel gab an, es maximal drei Monate auszuhalten, und rund jeder Zehnte meinte, dass er es nur einen Monat aushalte.
Doch die Forscher wollten nicht nur wissen, wie lange die Befragten während einem Lockdown, wie jenem von Corona, ohne Sex auskommen würden, sondern auch, ob sie sich den auch an die eindringlichen Aufrufe gehalten haben. Dabei zeigte sich, dass sich in Grossbritannien rund ein Viertel, nämlich 24 Prozent, nicht an die Auflagen gehalten und sich trotzdem zu Sex verabredet hat. Rund 12 Prozent davon erklärten, dass sie sich aber immer mit ein und derselben Person getroffen haben. Rund fünf Prozent trafen sich hingegen mit mindestens fünf Partnern.
Die Forscher gingen dabei noch einen Schritt weiter und untersuchten auch das Verhalten der schwulen und bisexuellen Männern in Bezug auf die Schutzmassnahmen. So gaben rund 12 Prozent der Teilnehmer an, dass sie sich auch nach der Verkündung der Social Distancing-Regeln auf Geschlechtskrankheiten hätten testen lassen wollen. Der Zugang zu diesen Testmöglichkeiten sei aber schwieriger geworden. So erklärten 14 Prozent, dass sie befürchtet haben, dass sie sich infizierten, doch nur gerade zwei Prozent hatten auch tatsächlich die Möglichkeit sich testen zu lassen. Somit ist davon auszugehen, dass das Gesundheitswesen auch in Grossbritannien in den nächsten Wochen mehr solche Tests durchführen muss, sobald die Lockdown-Massnahmen auch dort gelockert werden.
Ebenfalls interessant war, dass rund 30 Prozent erklärte, dass sie PrEP bereits vor dem Lockdown genommen haben. Rund 66 Prozent von ihnen setzte die Pillen aber während dem Lockdown ab, denn, so gab die überwiegende Mehrheit an, schlicht deshalb, weil sie keinen Sex hatten oder haben werden.
Laut den Autoren der Studie waren 85 Prozent der Befragten weisse Männer mit einem Durchschnittsalter von 36 Jahren. Rund 12 Prozent von ihnen waren zudem HIV positiv.