UN: Neuer Experte für die sexuelle Orientierung und die Geschlechteridentität ernannt
Das Amt stand auf wackligen Beinen, denn gerade afrikanische und muslimische Staaten stellten immer wieder Anträge um die erst 2016 geschaffene Stelle des Experten für sexuelle Orientierung und Geschlechteridentität wieder abzuschaffen. Doch bislang waren sie damit glücklicherweise nicht erfolgreich, so unterlagen sie bei einer Abstimmung mit 77 zu 86 bei 16 Enthaltungen. Als dann Vitit Muntarbhorn vor wenigen Monaten bekannt gab, dass er das Amt nach nur einem Jahr aus persönlichen Gründen wegen einer Krankheitsfall in seinem Haushalt wieder abgeben werde, wurde die Abschaffung wieder zum Thema. Doch auch diesmal ohne Erfolg. Nun hat der UN-Menschenrechtsrat in Genf bekanntgegeben, dass Victor Madrigal-Borloz die Stelle ab dem 1. Januar 2017 antreten werde. Er hat die Möglichkeit, dass Amt bis zu sechs Jahr auszuüben, muss sich aber im Jahr 2019 einer Wiederwahl stellen.
Victor Madrigal-Borloz ist schwul, und er setzte sich während seiner Laufbahn vor allem gegen Folter ein. In Costa Rica geboren, lebt er aktuell in Kopenhagen. Er war unter anderem Anwalt am Inter-American Court of Human Rights, aber auch Generalsekretär des International Rehabilitation Council for Torture Victims (IRCT) und war zudem während vier Jahren Mitglied einer UN-Unterkommission zur Vorbeugung von Folter. Nun hat er die Stelle des Experten der Vereinten Nationen für sexuelle Orientierung und Geschlechteridentität angenommen, welche unbezahlt ist.
Es bleibt zu hoffen, dass Victor Madrigal-Borloz mehr erreichen kann als sein Vorgänger, wobei dies überhaupt nicht an Vitit Muntarbhorn selber lag. In seinem einzigen Bericht, welchen er an die Vereinten Nationen richtete, sprach Muntarbhorn von der Frustration, welche sein Amt mit sich brachte, da kaum ein Land auf seine Erhebungen bezüglich der Menschenrechtsverletzungen einging. Auch habe er nie öffentlichen Druck aufbauen können, erklärte er weiter, um ein Umdenken in diesen Staaten zu forcieren. Da die Polemik um sein Amt derart aufgehitzt war, sei es für ihn in diesem Jahr in erster Linie darum gegangen, die Gemüter zu beruhigen und die Akzeptanz für seine Arbeit zu festigen.
Aktuell wird Homosexualität in mehr als 70 Ländern der Welt nach wie vor bestraft, in manchen gar mit der Todesstrafe. Doch auch in zahlreichen Staaten, in welchen Homosexualität an sich nicht illegal ist, werden Schwule, Lesben und Transgender oftmals verfolgt und wegen unsittlichem Verhalten angeklagt und bestraft.