USA: 200 Verhaftungen wegen Cruising in New Yorks Bahnhof-WC

USA: 200 Verhaftungen wegen Cruising in New Yorks Bahnhof-WC
Seit Juni wurden in den WCs der New Yorker Penn Station bereits rund 200 Männer wegen angeblicher Erregung öffentlichen Ärgernis verhaftet - teilweise bis zu 20 an einem Tag. Einige der Verhafteten wurde darauf gar ICE übergeben. Bereits vor wenigen Tagen hat ein Anwalt Alarm geschlagen und von dieser breitangelegten Verhaftungswelle gewarnt.

In den ersten fünf Monaten des Jahres wurden in der Herrentoilette in der Nähe des Eingangs zur Penn Station an der Ecke Eighth Avenue und 31st Street insgesamt zwölf Personen wegen angeblicher Erregung öffentlichen Ärgernis verhaftet, doch seit dem Pride Month nahm diese Zahl massiv zu. Verantwortlich dafür ist offenbar die Amtrak-Polizei, die Bahnpolizei. Bis Ende September waren es bereits rund 200 Verhaftungen, teilweise sogar bis zu 20 an einem Tag.

Ein Grund dafür soll die queere Dating Plattform Sniffies sein, welche in Echtzeit den Aufenthalt von Usern auf einer Karte anzeigt. Dabei soll sich diese Toilette bei der Penn Station zu einem wahren Hotspot für Cruising entwickelt haben. Auf Sniffies werden zwar bereits Warnungen über die häufigen Polizeirazzien verbreitet, doch bislang schienen sich die User davor nicht abschrecken zu lassen.

Die Amtrak-Polizei ist im Gegensatz zur New Yorker Polizei eine Bundesbehörde, und daher ist es ihr auch erlaubt verhaftete Personen an ICE auszuhändigen. ICE steht für United States Immigration and Customs Enforcement, die grösste Polizei- und Zollbehörde des Ministeriums für Innere Sicherheit der USA. Gerade unter Donald Trump ist ICE verstärkt in die Schlagzeilen geraten, da die Behörde radikal gegen Migrant:innen vorgeht und diese im grossen Stil verhaftet und abschiebt. Im Fall der Penn Station sind bislang mindestens 20 Fälle bekannt, bei welchen die Bahnpolizei die Verhafteten an ICE übergeben haben - mit wohl gravierenden Konsequenzen.

In der Community häuft sich nun auch die Kritik an diesem Vorgehen und viele fühlen sich ungerecht behandelt. So erzählte einer der Verhafteten, dass er am Pissoir stand. Da er sich beobachtet gefühlt habe, habe er etwas länger gebraucht und dies sei schon Grund genug gewesen um ihn zu verhaften, da er angeblich auf Kontaktsuche gewesen sei. Neben ihm seien noch zwei weitere Männer am Pissoir festgenommen worden. Nach einer Anhörung und der Teilnahme an einer Schulung wurde die Anklage fallengelassen.

Verschiedenste Politiker in New York haben sich in der Zwischenzeit an die Amtrak-Polizei gewandt und das Vorgehen kritisiert. Man verstehe zwar, dass Amtrak illegale Handlungen in ihren Räumlichkeiten verhindern wolle, doch dies ginge auch ohne solche Verhaftungsaktionen, welche an LGBTI+ feindlichen Handlungen aus der Stonewall-Ära erinnern.

Die Amtrak-Polizei setzt verdeckte Ermittler in Zivil mit Bodycams ein um die Personen zu überführen und um sie zu verhaften. Die New Yorker Polizei hat solche Aktionen vor einigen Jahren auch in den Toiletten der Hafenbehörde durchgeführt. Nach heftiger Kritik hat die Polizei dann aber im Jahr 2022 eingewilligt, dass man künftig keine Undercover-Einsätze mehr durchführen werde um Männer beim Cruising aufzuspüren.