USA: Die Midterms 2022 aus LGBTI+ Sicht

USA: Die Midterms 2022 aus LGBTI+ Sicht
In den USA wurde gewählt und aus der angekündigten roten, wurde eine regenbogenfarbene Welle: Obwohl es für die Regierung Biden in Zukunft schwieriger werden dürfte zu regieren, so gibt es aus queerer Sicht doch auch erfreuliche News und ein paar bemerkenswerte „Firsts“: Insgesamt wurden bislang mehr als 340 queere Kandidierende in die verschiedensten Ämter gewählt, und damit bereits jetzt mehr als beim bisherigen Rekord vor zwei Jahren - und noch immer sind Rennen offen.

Mit Maura Healey hat die USA bei den Midterms am Dienstag erstmals eine lesbische Frau zur Gouverneurin gewählt, und zwar in Massachusetts. Sie ist gleichzeitig die erste Frau an der Spitze des Bundesstaats. Sie setzte sich gegen den von Donald Trump unterstützten Republikaner Geoff Diehl durch. Healey war zuvor bereits die erste, lesbische Justizministerin in einem Bundesstaat.

Im US-Bundesstaat Oregon stand zudem Tina Kotek zur Wahl: Auch sie konnte das Rennen für sich entscheiden und somit ist sie die zweite, lesbische Gouverneurin in der Geschichte der USA. In Colorado hat mit Jared Polis zudem der erste schwule Gouverneur der USA seine Wiederwahl geschafft.

Vermont wiederum schickt als letzter US-Bundesstaat erstmals in der über 230-jährigen Geschichte des Landes eine Frau in den Kongress nach Washington DC. Die Demokratin Becca Balint ist dabei nicht nur die erste Frau, sondern auch das erste Mitglied der LGBTI+ Community im Bundesstaat, welches den Sprung in die nationale Politik schafft. Eigentlich gilt Vermont als liberal, daher überrascht es, dass bislang noch nie eine Frau in den US-Senat oder ins US-Repräsentantenhaus gewählt wurde.

Einen weiteren eindrücklichen Wahlsieg legte Robert Garcia hin. Der aktuelle Bürgermeister von Long Beach in Kalifornien setzte sich deutlich gegen seinen republikanischen Konkurrenten John Briscoe durch. Garcia kam als Kind aus Peru in die USA und ist somit der erste queere Immigrant, der zum Abgeordneten ins Repräsentantenhaus gewählt wurde. In seiner Siegerrede bedankte er sich auch bei seinem Ehemann und bei seiner Familie.

Mit James Roesener schaffte es in New Hampshire erstmals ein trans Mann in den Kongress eines US-Bundesstaats. Dies fünf Jahre nach Danica Roem, welche in Virginia als erste trans Person einen Sitz gewann. Die LGBTI+ Organisationen haben den Wahlsieg des 26-jährigen Roesener besonders gewürdigt, da derzeit in den USA insbesondere die Rechte von trans Menschen arg unter Druck geraten sind. Leigh Finke wurde zudem als erste trans Person in den Kongress von Minnesota gewählt. Neben ihr schafften zudem noch 10 weitere LGBTI+ Personen den Sprung in den Kongress des Bundesstaats - auch hier also eine wahre "Rainbow Wave". Trans Menschen, und insbesondere trans Männer, bleiben aber nach wie vor massiv unterrepräsentiert in der Politik.

Der Victory Fund hat bekanntgegeben, dass bislang insgesamt mehr als 340 queere Kandidierende, welche die Unterstützung der LGBTI+ Organisation geniessen, die Wahl geschafft haben. Dies sind bereits jetzt vier mehr als bei den bisherigen Rekordwahlen 2020, und noch immer sind zahlreiche Rennen offen. Der Victory Fund hat zudem bereits vor den Wahlen bekanntgegeben, dass noch nie so viele LGBTI+ zur Wahl standen wie diesmal. So konnten diesmal 678 queere Politiker:innen gewählt werden - im Jahr 2020 waren es noch 574.

Die sogenannte rote Welle, sprich ein Erdrutschsieg der Republikaner, blieb aus, doch es wurden trotzdem viele Politiker:innen gewählt, welche für ihre Anti-LGBTI+ Haltung bekannt sind. So wurde etwa Floridas Gouverneur Ron DeSantis im Amt bestätigt, wie auch QAnon-Anhängerin Marjorie Taylor Greene. Über die Handlungsfähigkeit der Regierung von Joe Biden wird zudem entscheiden, ob es den Demokraten gelungen ist, den Senat und das Repräsentantenhaus zu halten. Im Senat haben sie es geschafft, im Repräsentantenhaus sind die Republikaner derzeit im Vorteil.