USA: Fernsehen war noch nie so queer wie 2021/2022

USA: Fernsehen war noch nie so queer wie 2021/2022
Die LGBTI+ Organisation GLAAD untersucht jeweils für ihren Bericht „Where We Are On TV?“ die Sichtbarkeit und Repräsentation von queeren Menschen im Fernsehen. Dabei werden sowohl bei den Fernsehsendern, den Kabelkanälen wie auch bei den Streamingdiensten alle Charaktere von Serien gezählt und im Verhältnis zu den LGBTI+ Rollen gestellt. Das erfreuliche Fazit diesmal: Das traditionelle Fernsehen war noch nie so queer wie 2021/2022.

Seit 26 Jahren erfasst die amerikanische LGBTI+ Organisation Gay and Lesbian Alliance Against Defamation, kurz GLAAD, jeweils die queeren Rollen beim Fernsehen und seit der Fernsehsaison 2005/2006 veröffentlichen sie jeweils ihren „Where We Are On TV?“-Bericht. Dafür nimmt die Organisation die Medien unter die Lupe und wertet die Repräsentation und die Sichtbarkeit von queeren Menschen aus, auch in Bezug auf die Veränderungen zu den Vorjahren. Dabei unterscheidet GLAAD zwischen Broadcasting- und Kabelkanälen, sowie Streamingdiensten.

Bei den Streamingdiensten hat GLAAD neben Netflix, Hulu und Amazon diesmal noch fünf neue Anbieter mit in die Auswertung aufgenommen, nämlich Apple TV+, Disney+, Paramount+, HBO Max und Peacock. Dabei haben sie 358 LGBTI+ Charakter gezählt, nämlich 245 Stamm-Rollen und 113 in wiederkehrenden Rollen. Durch die neuen Dienste ist ein Vergleich mit der Vorjahresperiode hier schwierig.

Bei den Kabelkanälen wiederum konnte eine Zunahme an LGBTI+ Charakteren verzeichnet werden. So zählte GLAAD hier 87 queere Stamm-Charakter und 51 wiederkehrende Charaktere. Während es im vergangenen Jahr 118 waren, so waren es diesmal somit insgesamt 138 Rollen. 2020 waren es hingegen noch 215, was ein Allzeithoch darstellte.

Eine sehr erfreuliche Entwicklung war bei den Broadcasting-Sendern, quasi dem traditionellen Fernsehen, zu beobachten. Fast 12 Prozent aller Charaktere waren in der Saison 2021/2022 queer. In absoluten Zahlen sind dies 92 von insgesamt 775 Stamm-Rollen. Dies entspricht einer Zunahme von 2.8 Prozent und stellt ein neuer Rekord dar. Hinzukommen zudem noch 49 wiederkehrende LGBTI+ Charaktere, was somit einem Total von 141 queeren Rollen entspricht.

Über alle Stationen, Kanäle und Plattformen kam GLAAD somit auf ein Total von 637 queeren Rollen. Geht es nach den diversen Stationen und Anbietern, dann war Netflix führend was queere Diversity angeht. Der Streamingdienst hatte insgesamt 155 LGBTI+ Charaktere, was einem Plus von 45 gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dahinter folgen HBO Max mit 71, Amazon und Hulu mit je 36.

Daneben hat GLAAD auch weitere Untersuchungen gemacht: So zählte die Organisation diesmal nur zwei Charaktere welche mit dem HI-Virus leben. Im vergangenen Jahr waren es noch drei Rollen - alle bei Pose. Der Höhepunkt war 2020 mit ingesamt neun Charakteren.

Was die Diversität innerhalb der LGBTI+ Community betrifft, stellten laut GLAAD in diesem Jahr erstmals die Lesben die grösste Gruppe sowohl bei Broadcasting wie auch bei den Kabelkanälen dar, gefolgt von schwulen Männern und bisexuellen Charakteren. Bei den Streamingdiensten wiederum hatte es am meisten Schwule, gefolgt von Bisexuellen und Lesben. Überalle Sparten betrachtet gab es zudem nur zwei asexuelle Rollen.

Bezüglich trans Menschen hat GLAAD für den aktuellen Bericht 42 Rollen gezählt, wobei die Streamingdienste mit 26 deutlich am meisten trans Charakter in ihren Serien eingebunden haben. Sowohl die Broadcast-Sender, wie auch die Kabelkanäle hatten je 8 trans Rollen.

Neben den Fernsehstationen und Streamingdiensten nimmt GLAAD jeweils auch die grossen Filmstudios unter die Lupe um die Sichtbarkeit der LGBTI+ Community zu untersuchen. Die Organisation gibt im Rahmen dessen dann jeweils auch Ratschläge ab, wie die Unternehmen die Diversität noch besser abbilden können.