USA: In der Queer Community in den USA macht sich Unbehagen breit

USA: In der Queer Community in den USA macht sich Unbehagen breit
Eine Buchhandlung führt Ende Monat einen Hochzeitsmarathon für gleichgeschlechtliche Paare durch, eine Drag Queen verheiratet aus Protest ebenfalls queere Paare und selbst Hillary Clinton ruft alle auf, noch so schnell wie möglich zu heiraten. In der LGBTI+ Community mischt sich Unbehagen mit Nervosität, denn die Stimmen mehren sich, dass die Ehe für alle tatsächlich durch das Oberste Gericht gekippt werden könnte.

Als bekannt wurde, dass Kim Davis zusammen mit ihren Verbündeten von Rechtsaussen offiziell mit ihrer Klage beim Supreme Court vorstellig wurde, zeigten sich die Rechtsexperten noch ziemlich gelassen. Die meisten erklärten, dass es eher unwahrscheinlich sei, dass sich die Obersten Richter diesem Fall annehmen werden. Mittlerweile hat sich der Wind aber etwas gedreht, und jene Stimmen werden lauter, welche befürchten, dass die Ehe für alle tatsächlich gekippt werden könnte. Damit nimmt auch die Sorge in der LGBTI+ Community zu, dass es zu einem weiteren, mächtigen Rückschritt kommen könnte. Unbehagen mischt sich mit Nervosität.

Viele beginnen nun auf ihre eigene Weise zu reagieren: Eine queere Buchhandlung in Somerville, Massachusetts, hat beispielsweise für den 30. August einen Hochzeitsmarathon ausgerufen. Bereits als der Backlash immer stärker zu spüren war, ermöglichte All She Wrote Books seit anfangs Jahr, dass LGBTI+ Paare ihren Laden als ein Safe Space für Hochzeiten nutzen dürfen. Zum Hochzeitsmarathon Ende Monat sollen nun noch mehr Paare heiraten können. Wie die Inhaber:innen erklären, können sie es zwar noch immer nicht glauben, aber die Uhr für die Ehe für alle ticke.

Auch Drag Queen Della Licious sieht dunkle Wolken am Horizont aufziehen und hat in ihren Wohnort Fort Wayne in US-Bundesstaat Indiana kurzerhand drei queere Paare verheiratet. Sie sieht es ebenfalls als Zeichen für LGBTI+ Sichtbarkeit an die Öffentlichkeit. Sie wolle proaktiv reagieren, es könne auch sein, dass sie überreagiere, so Della Licious, doch lieber überreagieren als gar nicht reagieren. Es sei wunderschön dies erlebt zu haben, fügt die Drag Queen weiter dazu, denn es gebe nun drei neue Paare, welche von allen Vorteilen einer Ehe profitieren können. Auch die Paare hatten riesige Freude an der Möglichkeit, von einer Drag Queen verheiratet zu werden. Das eine Paar ist bereits seit 18 Jahren zusammen, das andere gar seit 35 Jahren.

Auch prominente Stimmen sehen derzeit eine plausible Chance darin, dass die Ehe für alle das gleiche Schicksal ereilt wie das Recht auf Abtreibung, allen voran Hillary Clinton. Die ehemalige Präsidentschaftskandidatin und First Lady rief daher alle gleichgeschlechtlichen Paare, die heiraten wollen, dazu auf, dies so schnell wie möglich zu machen. Dieses Urteil könne echte Konsequenzen für den Status der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare mit sich bringen, erklärte sie in einem Interview mit Jessica Tarlov von Raging Moderates.

Die amerikanischen Wähler:innen, und zu einem gewissen Teil auch die amerikanischen Medien, verstehen noch immer nicht, wie viele Jahre die Republikaner bereits daraufhin gearbeitet haben, um an diesen Punkt zu kommen, so Clinton. Sie haben 50 Jahre gebraucht um Roe v. Wade zu kippen, und wenn sich das Oberste Gericht nun dem Fall rund um die Ehe für alle annehmen wird, dann ist meine Prognose, dass sie mit der Ehe das gleiche wie mit den Abtreibungen machen werden. Sie werden es wieder den Bundesstaaten selber überlassen, fährt Clinton fort. Würde das passieren, dann wäre die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare auf einen Schlag in einer Vielzahl von Bundesstaaten wieder verunmöglicht.

Aus diesem Grund sollen alle die wollen besser jetzt als später heiraten. Sie glaube nicht, dass sie bereits geschlossene Ehen wieder auflösen werden, erklärt die Politikerin weiter, doch sie glaube, dass sie das nationale Recht aufheben werden. Der Respect for Marriage Act, der 2022 unter Joe Biden eingeführt wurde, würde dann zum Tragen kommen. Dieser besagt unter anderem, dass eine gleichgeschlechtliche Ehe in allen Bundesstaaten der USA anerkannt werden muss, auch in jenen, in welchen LGBTI+ Paare keine Ehen mehr schliessen können.