USA: Vor zehn Jahren eingeführt, ist die Ehe für alle unter Druck wie nie
Dass die Republikaner die Ehe für alle weniger unterstützen als die Demokraten, war seit jeher so, der Graben zwischen den Wähler:innen diesbezüglich öffnet sich jedoch immer weiter. Noch im Jahr 2021 und 2022 befürwortete auch eine klare Mehrheit der Republikaner die Ehe für alle: Damals erreichte der Zuspruch den Höchststand von 55 Prozent. Seither befinden sich die Zahlen, welche von Gallup seit 1996 unter den immer gleichen Gesichtspunkten erfasst werden, im freien Fall. Aktuell sind es gerade noch 41 Prozent, welche die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare unterstützen. Dies ist ein Minus von 14 Prozent in nur drei Jahren. Die aktuelle Politik der US-Regierung entfaltet ihre Wirkung.
Diametral anders sieht es nach wie vor bei den Demokraten aus: Dort stehen überdeutliche 88 Prozent zur Ehe für alle. Dieser Unterschied von 47 Prozent zwischen den Parteien ist der Grösste seit der ersten Erhebung durch Gallup. Bei den Independents wiederum, der grössten Wählergruppe, welche sich keiner der beiden Parteien angeschlossen hat, liegt der Zuspruch bei 76 Prozent. Über alle Befragten hinweg gesehen befürworten somit 68 Prozent der erwachsenen Amerikaner:innen die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Heruntergebrochen sprechen sich dabei vor allem Frauen und junge Erwachsene für die Ehe aus, ebenso wie jene, welche einen College-Abschluss haben.
Die Ehe für alle ist aber aktuell einem Frontalangriff der Republikaner ausgesetzt mit dem erklärten Ziel, das Urteil des Obersten Gerichtshof wieder rückgängig zu machen. Zahlreiche Bundesstaaten, bereits mindestens neun, haben diesbezüglich die Weichen bereits gestellt und durch die klare, konservative Mehrheit beim Supreme Court könnte es eng werden für die Ehe für alle. Clarence Thomas, einer der Obersten Richter, hat auch bereits angedeutet, dass er finde, dass die Entscheidung des Supreme Court vor zehn Jahren nochmals neu beurteilt werden muss, sprich, dass sie wie schon das Recht auf Adoption gekippt werden muss.
Doch auch Organisationen und Kirchen verfolgen das selbe Ziel und streben Gerichtsprozesse an, welche schlussendlich zur Aufhebung der Ehe für alle führen könnte. So die wohl bekannteste Standesbeamtin aus Kentucky, Kim Davis. Sie weigerte sich damals Trauscheine für gleichgeschlechtliche Paare auszustellen und ging dafür sogar ins Gefängnis. Doch trotz zahlreicher Niederlagen kämpft sie zusammen mit dem Liberty Counsel seit bald zehn Jahren vor Gericht weiter. Ihr erklärtes Ziel ist ebenfalls der Oberste Gerichtshof der USA.
Auch die gewichtige religiöse Gemeinschaft der Southern Baptists werden bei ihrem Treffen Mitte Juni voraussichtlich beschliessen, dass sie die Ehe für alle bekämpfen und das Gerichtsurteil kippen wollen. Die Glaubensgemeinschaft hat fast 13 Millionen Mitglieder alleine in den USA und ist damit nicht nur die grösste baptistische Gruppe, sondern auch die grösste protestantische Konfession in den USA. Entsprechend viel Gewicht haben sie auch in der Politik.