USA: Die Angst geht um, das Recht auf Ehe wieder zu verlieren

USA: Die Angst geht um, das Recht auf Ehe wieder zu verlieren
Die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare war ein Meilenstein für die LGBTI+ Bewegung der USA. Doch nun geht die Angst um. Durch das aktuelle politische Klima befürchtet eine überdeutliche Mehrheit innerhalb der Community, dass sie das Recht auf die gleichgestellte Ehe bald wieder verlieren könnten.

Es war im Jahr 2015 als das Oberste Gericht in einer historischen Entscheidung über Obergefell v. Hodges die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in den ganzen USA geöffnet hat. Es war ein wahrer Meilenstein, für welchen die Community Jahrzehnte gekämpft hat um endlich als Paar rechtlich anerkannt zu werden, und zwar in den gesamten USA.

Dass das Supreme Court im Juni 2022 das Recht auf Abtreibung gekippt hat, indem das Urteil Roe v. Wade aufgehoben wurde, nährt nun die Angst in der LGBTI+ Community, dass das selbe auch mit der Ehe für alle passieren könnte. Dass Oberste Richter wie Samuel Alito und Clarence Thomas das Urteil von 2015 bereits öffentlich kritisierten und aktuell ohnehin eine deutliche, konservative Mehrheit im Supreme Court besteht, schürt diese Befürchtung zusätzlich.

Das Williams Institute der University of California in Los Angeles hat nun einen Bericht veröffentlicht, für welchen die LGBTI+ Community über die Bedeutung der Ehe für alle, aber auch über ihre Sorgen diesbezüglich befragt wurde.

Es gibt eigentlich nur positive Argumente, welche queere Paare auf die Frage antworteten, was die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare für sie persönlich gebracht hat. So sei die Beziehung zu ihren Partner:innen durch die Ehe gestärkt worden, sie biete ihren Kindern einen besseren Schutz, die finanzielle Sicherheit, sowie eine grössere Akzeptanz in der Familie, im Freundeskreis und in der breiteren Gesellschaft: Dies waren die meist genannten Argumente, erklärten die Autoren der Studie.

Entsprechend deutlich auch das Ergebnis auf die Frage, ob die Entscheidung für die Öffnung der Ehe für alle durch das Supreme Court für sie einen Unterschied gemacht habe. Dies befürworteten 94.2 Prozent der Befragten. 62.8 Prozent erklärten zudem, dass sie das Urteil so sehr erwartet haben, dass sie auch umgehend danach geheiratet haben.

Geht es jedoch um ihre Zukunft, dann sehen die Prognosen trüber aus. 79.3 Prozent der befragten, gleichgeschlechtlichen Ehepaare erklärten nämlich, dass sie „sehr“ oder „etwas besorgt“ sind, dass ihnen das Recht auf die gleichgestellte Ehe bald wieder genommen werden könnte. So erklärten sie, dass sie befürchten, dass das Urteil von Obergefell v. Hodges aus dem Jahr 2015 ähnlich wie beim Fall Roe v Wade durch das Oberste Gericht der USA gekippt werden könnte.

Mitverantwortlich dafür sehen sie das zunehmend feindselige Klima gegenüber queeren Menschen, welches in vielen Teilen der USA mittlerweile herrscht. Und so überrascht es auch kam, dass sich zahlreiche Paare gemäss der Umfrage bereits jetzt Gedanken machen, in LGBTI+ freundlichere Bundesstaaten umzuziehen.

Wie die Autor:innen der Studie schreiben, hat das Urteil damals 2015 das Leben queerer Menschen deutlich verändert. Während viele Paare die Ehe in ihrer Kindheit gar nicht erst als Möglichkeit sahen, so haben sie nach der Entscheidung des Supreme Court auch ein grösseres Gefühl für Sicherheit bekommen, sowie die Möglichkeit erleben können, wichtige Entscheidungen gemeinsam zu treffen, um gleichzeitig eine grössere Akzeptanz in der Familie und in der Gesellschaft im Allgemeinen zu erfahren.

Für die Studie wurden zwischen Oktober 2023 und Februar 2024 insgesamt 484 gleichgeschlechtliche Ehepaare aus 50 US-Bundesstaaten befragt.