USA: Konservative nehmen LGBTI+ Suizidprävention ins Visier

USA: Konservative nehmen LGBTI+ Suizidprävention ins Visier
Je näher die Wahlen in den USA rücken, desto schärfer wird der Ton: Anti-LGBTI+ Organisationen, sowie rechtskonservative Politiker:innen und Social Media-Aushängeschilder haben nun ein neues Ziel auserkoren - die LGBTI+ Suizidpräventions-Organisation The Trevor Project. Auf unterestem Niveau greifen sie die Plattform an und stellen dabei das Wort "Grooming" in den Mittelpunkt ihrer Attacken...

Die Rhetorik und der Ton verschärft sich in den USA, wenn es um die Anliegen und die Bedürfnisse der LGBTI+ Community geht. Aktuelles Opfer ist die Suizidpräventions-Organisation The Trevor Project, welches sich mit Aufklärung und einer eigenen Hotline explizit um queere Jugendliche kümmert, und beispielsweise die internationale It Gets Better-Kampagne lanciert hat. Dies wiederum passt aber vielen konservativen Organisationen und Aushängeschildern nicht, und so haben sie The Trevor Project als neues Ziel für ihre geschmacklosen Kampagnen ausgesucht.

Dabei gehen sie nach jenem Muster vor, welches sie bereits in der Politik anwenden: Alle, welche in Bezug auf die LGBTI+ Community nicht ihrer Meinung sind werden kurzerhand als Pädophile hingestellt. Sei es wenn es um den LGBTI+ inklusiven Schulunterricht geht, oder eben um Organisationen, welche sich um suizidgefährdete, queere Jugendliche kümmern.

Seit einiger Zeit nutzen sie zudem auch vermehrt das Wort "Grooming" oder "Groomer", was Erwachsene beschreibt, welche mit Minderjährigen Kontakt aufnehmen, quasi ihr Vertrauen erschleichen, dies jedoch mit Missbrauchsabsichten. Und so wird auch bereits das Trevor Project, welches gerade in Bezug auf die Suizidprävention einen enorm wichtigen Beitrag für die Allgemeinheit leistet, als "Grooming Organisation" bezeichnet.

Die Organisation würde sich gezielt an LGBTI+ Jugendliche in einer Krisensituation wenden und mit ihnen "sexuell aufgeladene Gespräche" führen, genau mit der gleichen Taktik also, welche auch Kinderschänder nutzen, verbreiten sie in ihren Botschaften auf Twitter. Dabei legen sie auch Kampagnen des Trevor Projects gegen die Organisation selber aus, etwa da sie Jugendliche ermutigt mit ihnen in Kontakt zu treten, falls sie Hilfe und Unterstützung brauchen, und dies auch ohne, dass die Eltern davon erfahren.

So stört sich etwa die Anti-LGBTI+ Webseite Quillette an der Arbeit des Trevor Project. Deren Redakteur Colin Wright stellte einen Comic des Trevor Project auf Twitter, welcher beschreibt, wie Kinder mit der Organisation in Kontakt treten können, ohne dass es die Eltern merken. Zudem beschreibt der Comic auch den "Quick Exit" bei der Chat-Funktion, durch welche die Seite automatisch geschlossen und die Browser-History gelöscht wird.

So fragen sich etwa die konservativen Moms for Liberty auf Twitter, weshalb das Trevor Project Kinder dazu ermutige, Geheimnisse vor ihren Eltern zu haben. Auch das konservative, kanadische Social Media-Aushängeschild Lauren Chen schrieb ihren rund 360'000 Followern, dass die linken Aktivisten räuberische "Groomer" seien. Wenn man sich damit befasse Wege zu entwickeln und zu schaffen, um mit Kindern in Kontakt zu treten um über deren Sexualität zu sprechen ohne dass die Eltern davon erfahren, dann sei man ein Groomer, so Chen weiter.

In die selbe Richtung zielte auch die TikTok-Gruppe Libs of TikTok: Auch sie bezeichneten das Trevor Project als Grooming Organisation, doch sie löschten den Post inzwischen wieder. Andere wiederum, wie James Lindsay, ein bekannter Professor, drohte dem Trevor Project gar: Es sei nur eine Frage der Zeit, bis man genügend Beweise für das ernsthafte Fehlverhalten des Trevor Projects gesammelt habe. Die Grooming Organisation würde sich als Suizidprävention ausgeben, so Lindsay auf Twitter weiter.

The Trevor Project ist die weltweit grösste Organisation für die Suizidprävention und Intervention für LGBTI+ Jugendliche. Sie bieten an 365 Tagen im Jahr eine 24 Stunden Hotline an, welche über Telefon, Kurznachrichten oder über eine Chatfunktion erreicht werden kann. Alleine im vergangenen Jahr wurde die Organisation mehr als 200'000 Mal kontaktiert, was die enorme Wichtigkeit unterstreicht. Laut dem Trevor Project sollen pro Jahr geschätzte 1.8 Millionen queere Jugendliche alleine in den USA ernsthaft über Suizid nachdenken.

Mehr über das Trevor Project erfährst Du hier.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer