USA: Der Kulturkampf erreicht die Klassenzimmer

USA: Der Kulturkampf erreicht die Klassenzimmer
Vor allem in von Republikanern dominierten Bundesstaaten werden die Schulzimmer immer mehr zum Austragungsort des aktuell um sich greifenden Kulturkampfs: Konservative versuchen ihre Ansichten vermehrt durchzudrücken um Themen wie die sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität vom Unterricht fernzuhalten. Und das könnte erst der Anfang sein.

In den USA tun sich vermehrt Gräben auf. Es tobt ein wahrer Kulturkampf zwischen verschiedenen Weltanschauungen, welcher unter anderem mit der Tea Party schon mal einen Höhepunkt fand und nun vom Trumpismus weiter stark befeuert wird. Dieser Kulturkampf erreicht immer mehr auch die Klassenzimmer, in dem auf politischem Weg versucht wird, den Lehrplan an Schulen zu beeinflussen um das christlich-konservative Gedankengut zu fördern, und beispielsweise LGBTI+ Themen zurückzudrängen.

Mit Arizona, Arkansas und Tennessee haben drei Bundesstaaten jüngst versucht zu erreichen, dass Eltern ihre Kinder aus dem Unterricht nehmen dürfen, wann immer es um LGBTI+ Identitäten geht. Während die Gouverneure von Arizona und Arkansas ein entsprechendes Gesetz mit ihrem Veto belegten, da sie befürchtet haben, dass es vor Gericht keinen Bestand haben wird, so trat das Gesetz in Tennessee im Mai in Kraft. Sieben Staaten sind es zudem bereits, welche es Lehrpersonen untersagen, queere Themen im Unterricht anzusprechen.

Konservative feierten die Entscheidung von Tennessee als Sieg für die Rechte der Eltern und der Religionsfreiheit. Doch die Konsequenzen sind enorm, denn aufgrund des Wortlauts kann das Gesetz in Tennessee, je nach Auslegung, auch weit über den Sexualkundeunterricht hinausgehen. So könnten Eltern ihre Kinder künftig unter Umständen gar aus allen Fächern rausholen, welche irgendwie mit queeren Themen in Berührung kommen: Von den Stonewall Unruhen im Geschichtsunterricht bis zu Recht oder Kultur, etwa in Bezug auf die Musik.

Für queere Jugendliche ist LGBTI+ inklusiver Schulunterricht essentiell, erklärt das Trevor Project. So hätten 40 Prozent der jungen LGBTI+ im vergangenen Jahr angegeben, dass sie schon Suizidgedanken hatten. Wie die Umfrage des Trevor Projects aber zeigt, habe die Zahl um 23 Prozent abgenommen, wenn LGBTI+ inklusiv an den Schulen unterrichtet wurde. Dass diesbezüglich Handlungsbedarf an amerikanischen Schulen besteht, zeigt auch, dass nur gerade 28 Prozent der queeren Amerikaner:innen angaben, dass LGBTI+ Themen an ihrer Schule unterrichtet wurde. Sogar im Sexualkundeunterricht war dies nur bei 30 Prozent der Fall.

Während Joe Biden zu Beginn seiner Amtszeit mit Executive Orders viel für die LGBTI+ Community erreicht hat, so entwickelt sich 2021 mittlerweile zum schlimmsten Jahr für queere Personen in der jüngeren Geschichte des Landes, wie die Human Rights Campaign (HRC) berichtet. Schuld dafür sind bereits jetzt mehr als 250 Vorstösse, die in den einzelnen Bundesstaaten eingereicht und welche direkt auf die Rechte von LGBTI+ abzielen - alleine in diesem Jahr.

Im kommenden Jahr dürften wohl noch weitere Vorstösse dazukommen, gerade eben in Bezug auf die Schulen und die Bildung im Allgemeinen. Die Republikaner werden diese Thematik wohl zur Mobilisierung für die Midterms, der Zwischenwahlen zum US-Kongress, sowie der Parlamente und für Gouverneure in den Bundesstaaten, nutzen.