USA: Lebenslängliche Haft für geschlechtsangleichende Behandlungen an trans Jugendlichen?

USA: Lebenslängliche Haft für geschlechtsangleichende Behandlungen an trans Jugendlichen?
Sowohl in Alabama wie auch Idaho werden aktuell Vorstösse debattiert, welche geschlechtsangleichende Behandlungen bei trans Jugendlichen unter Strafe stellen wollen. Erschreckend, und leider dem Zeitgeist der Partei entsprechend, versuchen sich die Republikaner auch hier zu überbieten und so soll in Idaho gar lebenslänglich als Höchststrafe vorgesehen werden.

Man erlaube es Minderjährigen nicht, Alkohol zu trinken, zu rauchen, ein Tattoo zu kriegen oder einen rechtlich bindenden Vertrag zu unterschreiben, weshalb sollte man ihnen denn erlauben, sich physisch zu verstümmeln, und dies nur aufgrund eines Gefühls, dass sie gerade aktuell haben, erklärte Bruce Skaug in einem Radiointerview. Er hat als Abgeordneter einen Gesetzesentwurf im US-Bundesstaat Idaho eingebracht, um geschlechtsangleichende Behandlungen bei Jugendlichen zu verbieten. Seiner Ansicht nach seien junge Menschen noch nicht Erwachsen genug um solche Entscheidungen zu treffen.

Sein House Bill 675 wurde vom entsprechenden Ausschuss im Repräsentantenhaus, sowie vor kurzem mit 55 zu 13 Stimmen auch vom Abgeordnetenhaus selber bereits genehmigt und sieht ein Verbot von geschlechtsangleichenden Behandlungen bei Minderjährigen vor. Dazu soll jenes Gesetz ergänzt werden, welches bereits die Genitalverstümmelung bei Frauen verbietet. Skaugs Entwurf sieht vor, dass auch bereits die Verabreichung von Pubertätsblockern oder Hormonen an Jugendliche strafbar werden, ebenso wie geschlechtsangleichende Operationen, welche aber ohnehin schon jetzt nicht bei Jugendlichen durchgeführt werden. Als Höchststrafe bei Zuwiderhandlung soll dabei sogar lebenslänglich gelten.

LGBTI+ Organisationen, sowie auch trans Jugendliche haben sich bereits öffentlich zu Wort gemeldet und den Gesetzesvorstoss von Bruce Skaug aufs schärfste verurteilt. So berichten die Betroffenen davon, dass sie Suizidgedanken hatten, bis sie endlich mit den geschlechtsangleichenden Behandlungen beginnen konnten. Die Jahre davor seien die schlimmsten in seinem Leben gewesen, erklärte etwa trans Mann Calvin Udall, der seine Transition im Alter von 15 Jahren begann.

Vom Trevor Project heisst es zudem, dass mit diesem Gesetz die Ärzte gezwungen würden, zu entscheiden, ob sie ihren Patienten die bestmögliche Behandlung anbieten und damit ein Verbrechen begehen. Die Abgeordneten sollen den House Bill 675 ablehnen und stattdessen die ohnehin stark marginalisierte Gruppe dieser jungen Menschen unterstützen, denn damit könne man Leben retten.

Auch der Abgeordnete der Demokraten, John Gannon, sprach sich gegen diesen Vorstoss aus. Er unterstrich in seiner Erklärung, dass sämtliche, renommierten Verbände und Organisationen der Mediziner und Psychologen die geschlechtsangleichenden Behandlungen bei Jugendlichen befürworten. Er denke zudem, so Gannon weiter, dass die Regierung nicht das Recht habe, Menschen zu verletzen und ihnen medizinische Behandlungen vorzuenthalten.

Ähnlich sieht es auch im US-Bundesstaat Alabama aus: Dort soll das Anbieten von geschlechtsangleichenden Behandlungen ebenfalls zu einem Verbrechen gemacht werden, und zwar von Hormonbehandlungen über Pubertätsblockern bis hin zu operativen Eingriffen. Als Höchststrafe soll dabei eine Gefängnisstrafe von 10 Jahren vorgesehen sein. Dieser Vorstoss ist bereits weiter im politischen Prozess: So wurde er bereits vom Senat abgesegnet, und auch der entsprechende Ausschuss im Abgeordnetenhaus hat grünes Licht für die Abstimmung gegeben.

Der republikanische Abgeordnete Wes Allen, welcher dieses Gesetz eingebracht hat, griff dabei auf die selbe Argumentation zurück, wie sie aktuell auch bei der selben Debatte in Texas verwendet wird. So bezeichnete Allen es als Kindsmissbrauch, wenn man Kindern diese Medikamente verabreiche. In Texas hiess es in einem Untersuchungsbericht des zuständigen Justizminister ebenfalls, dass es als Kindsmissbrauch angesehen werden könne, wenn man Kinder solchen Behandlungen aussetze. Darauf ordnete der Gouverneur des Bundesstaats an, dass Eltern, welche ihren Kindern Zugang zu solchen Behandlungen ermöglichen, wegen Kindsmissbrauch untersucht werden sollen. Diese Debatte wird derzeit vor Gericht ausgetragen.

Arkansas ist der aktuell einzige Bundesstaat der USA, welcher geschlechtsangleichende Behandlungen bei Minderjährigen verboten hat. Der dortige Gouverneur Asa Hutchinson versuchte zwar, das Gesetz mit seinem Veto zu blockieren, wurde schliesslich aber trotzdem vom Kongress des Bundesstaat überstimmt.

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