USA: Tennessee will Schulbücher zensurieren
Der sogenannte House Bill 800, welcher im Repräsentantenhaus des US-Bundesstaats Tennessee vorgestellt wurde, sieht eine Zensur der Schulbücher vor und erinnert dabei an das russische Anti-Gay-Propagandagesetz. So fordern die Unterstützer des Anliegens, dass „LGBT Anliegen und Lifestyles“ in Schulbüchern die gleichen Einschränken haben sollen wie die Religionslehre. So soll das Bewerben, Normalisieren und das Unterstützen von umstrittenen Anliegen aus den Lehrmitteln gestrichen werden - so etwa die sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität. Diese Themen seien unangebracht und würde einen beträchtlichen Teil der Schüler*innen, Eltern und Einwohner*innen von Tennessee mit einem christlichen Glauben kränken.
Die Bildungskommission des Repräsentantenhaus hat den Gesetzesentwurf bereits mit 6 zu 3 Stimmen gutgeheissen. Die Chancen bestehen, dass bereits im Juli die endgültige Zustimmungen besteht, wodurch das Gesetz schon im Lehrplan 2021/22 umgesetzt werden könnte.
Verschiedenste Lehrer und Professoren kritisieren das Gesetz, da sie damit etwa nicht mehr über Alan Turing berichten dürften, welcher den Weg für die modernen Computer geebnet hat, oder auch die Aufklärung über HIV/Aids würde drastisch eingeschränkt. Patrick R Grzanka von der Universität Knoxville erklärt gar, dass dies dazu führe, dass LGBTI+ quasi für inexistent erklärt und aus der menschlichen Zivilisation gelöscht würden. Man könne noch nicht einmal abschätzen was dies bedeuten würde, gerade auch für die Musik und die Kultur. So müssten etwa Virgina Woolf und James Baldwin fortan weggelassen werden, so Grzanka weiter.
Bruce Griffey, der Autor des Gesetzesentwurf hält dem aber entgegen, dass wenn es schon verboten sei, christliche Werte an den Schulen zu lehren, dann soll dies auch für LGBTI+ Anliegen gelten. Er müsse seiner Tochter die christlichen Werte auch zuhause beibringen, so der Republikaner weiter.
Unter dem Titel HB 529/SB 1229 hat ein anderer Gesetzesentwurf bereits die Bildungskommission von beiden Kammern passiert. Er sieht vor, dass Eltern ihre Kinder aus dem Unterricht nehmen dürfen, wenn LGBTI+ Themen behandelt werden. Die Lehrer*innen würden dann verpflichtet, mindestens 30 Tage im voraus die Eltern zu informieren, wenn diese Themen besprochen werden, etwa in der Sexualkunde. Die Lehrer*innen müssten dann für jene Schüler*innen, welche nicht daran teilnehmen wollen oder dürfen, einen alternativen Unterricht anbieten.