USA: Was läuft falsch bei den Republikanern?
So war es der republikanische Kongressabgeordnete des US-Bundesstaat Arizona, Paul Gosar, der nach dem Amoklauf an einer Grundschule in Texas, bei dem 19 Personen ums Leben kamen, nicht etwa den Familien der Opfer kondolierte, sondern gleich mit wilden und notabene völlig haltlosen, LGBTI+ feindlichen Spekulationen und Theorien auf sich aufmerksam machte. Der Täter war längst als cis-Mann identifiziert und mit Namen öffentlich bekanntgegeben worden, als Gosar ein „transsexual leftist illegal alien“ für das Attentat verantwortlich machte.
Er untermauerte seine Theorie mit einem Foto eines trans Künstlers, der vor einer trans Fahne steht. Dies soll seiner Meinung nach der angebliche Amokläufer sein, und so verbreitete sich dieses von Gosar gepostete Bild rasant über die verschiedensten Kanäle von rechtsradikalen Gruppierungen. Bei der Person auf dem Bild handelte es sich aber gar nicht um den Täter, sondern um einen trans Künstler mit einem ähnlichen Namen. Seinen Post nahm Gosar nach wenigen Stunden wieder offline, doch er klärte seine Leser nicht darüber auf, dass es sich bei der Person auf dem Bild keinesfalls um den Täter handelte.
Die Kongressabgeordnete und QAnon-Anhängerin aus Georgia, Marjorie Taylor Green, provizierte derweil mit einer Progressive Pride Flag, der als Zeichen des Supports für die Ukraine ein gelber und ein blauer Streifen hinzugefügt wurde: Bei Twitter stellte sie das Bild online und fragte, „ob die Nazis in der ukrainischen Armee wohl davon wissen?“ Die Antworten und die Kritik von anderen Usern kam postwendend.
Auch durch den von ihr verwendeten Hashtag #Azov, scheint nicht klar zu sein, auf wessen Seite sie in diesem Angriffskrieg tatsächlich steht. Mit Azov meint Green das Azov-Regiment, deren Mitglieder in der Ukraine als Helden gefeiert werden. Mit ihrem Nazi-Vergleich bedient sie sich aber russischer Rhetorik, denn der Kreml bezeichnet dessen Mitglieder als Russland hassende Nazis.
Diese beiden Vorfälle passierten innerhalb von nur zwei Tagen und sind zwei aus einer ganzen Reihe an LGBTI+ Feindlichkeiten, welche die Republikaner aktuell gegen queere Menschen absetzen, um Stimmung zu machen und um einen Kulturkampf heraufzubeschwören. Sie reichen hin bis zu Forderungen, etwa jene der US-Kongressabgeordneten Lauren Boebert, welche ein Coming Out gesetzlich nur noch ab einem Alter von 21 Jahren erlauben will. Alleine in diesem Jahr wurden schon weit über 230 politische Vorstösse eingereicht, welche explizit auf queere Menschen zielen. Dass diese Rhetorik über die vergangenen Monate auch Extremisten auf den Plan ruft, zeigte sich einmal mehr auch in diesen Tagen.
In den Social Media-Kanälen verbreitet sich nämlich ein Video von Ethan Schmidt, einem 24-jährigen Rechtradikalen. Auf Twitter - und das Video ist nach wie vor online - droht er unverhohlen, dass er während dem Pride Month LGBTI+ und ihre Supporter "jagen" werde. Man werde es nicht zulassen, dass Firmen die Kinder vergiften werden, fährt er fort auf Anspielung an die Unternehmen, welche den Pride Month mit eigenen Kollektionen und Produkten unterstützen.
Dabei hat es Schmidt vor allem auf Target abgesehen. Die Supermarktkette verkauft jeweils eine Pride Collection mit Kleidern mit Regenbogensymbolen, welche von queeren Designern geschaffen wurde, und deren Einnahmen an die LGBTI+ Organisation GLSEN gehen. So droht er auch den Target Stores im Raum Phoenix, wo er wohnt. Er werde auf Jagdexpeditionen gehen und LGBT-Unterstützer jagen. Wer die LGBT Agenda unterstütze, der könne sich nicht mehr sicher fühlen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Ethan Schmidt mit queerfeindlichen Aktionen öffentlicht auffällt. Er hat schon Regenbogenfahnen verbrannt und vergleicht Homosexualität gerne mal mit Pädophilie. Dabei zeigt er sich auch gerne im Umfeld von rechtskonservativen Politikern. So war Schmidt unter anderem schon in einem Anti-Impf-Video von Paul Gosar zu sehen.
Das Video mit seiner jüngsten Hasstirade wurde auch vom Twitter-Account PatriotTakes veröffentlicht: Die Plattform überwacht rechtsradikale Netzwerke und macht rechtsextremen Extremismus und andere Bedrohungen für die Demokratie öffentlich.
Noch sind es einige Monate bis zu den Midterms im November, und leider ist der Wahlkampf bereits jetzt äusserst aufgeladen: Es wird Politik auf Kosten der LGBTI+ Community gemacht - und zwar insbesondere auf Kosten von queeren Jugendlichen.