USA: Wichtige Entscheidung für LGBTI+ in Bezug auf Konversionsmassnahmen

USA: Wichtige Entscheidung für LGBTI+ in Bezug auf Konversionsmassnahmen
Indem das Oberste Gericht der USA entschied, auf eine Klage aus dem US-Bundesstaat Washington nicht einzutreten, bekräftigten die Richter die Gültigkeit des dortigen Verbots von Konversionsmassnahmen, wie auch in zwanzig weiteren Bundesstaaten. Ein aktueller Bericht enthüllte praktisch gleichzeitig, wie weit diese schädlichen Praktiken trotzdem noch immer verbreitet sind und welche Schlupflöcher es noch gibt…

Eine Mehrheit der Obersten Richter der USA entschied, dass auf eine Anfechtung des Verbots von Konversionsmassnahmen im Bundesstaat Washington nicht eingetreten wird. Damit bleiben dieses Verbot und auch jene in zwanzig anderen US-Bundesstaaten bestehen. Dies ist ein wichtiger Sieg für LGBTI+ in einer Zeit, in der die Rechte queerer Menschen und insbesondere queerer Jugendlicher ohnehin massiv unter Druck sind.

Den Fall ins Rollen brachte ein Familienberater, der seine Rede- und Meinungsäusserungsfreiheit durch das Verbot von Konversionsmassnahmen eingeschränkt sah, wie auch seine Religionsfreiheit. Untere Instanzen erklärten jedoch jeweils, dass der Staat in Bezug auf die Arbeit von Fachkräften im Bereich der Medizin und der Gesundheit Regeln erstellen darf, insbesondere wenn es, wie in diesem Fall, um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gehe.

Wie das Oberste Gericht entschieden hätte, wenn es tatsächlich auf den Fall eingetreten wäre, ist schwierig vorherzusagen, da es seit Donald Trump eine religiös-konservative Mehrheit gibt. So waren es auch gerade die Konservativen Clarence Thomas, Samuel Alito und Brett Kavanaugh, welche auf diesen Fall eintreten wollten. Sie erklärten, dass es von nationalem Interesse sei, wenn man diese Entscheidung treffen würde. Zudem solle man Redebeschränkungen stets sehr sorgfältig prüfen. Eine Mehrheit folgte dieser Argumentation aber nicht.

Ebenfalls in diesen Tagen hat das Trevor Project einen neuen Bericht veröffentlicht, welcher das Ausmass von Konversionsmassnahmen in den USA aufzeigt. Der passende Titel dazu „It's Still Happening“ - „Es passiert noch immer“. So hat die LGBTI+ Organisation, welche sich vor allem um die Suizidprävention von queeren Jugendlichen kümmert, rund 1320 Anbieter von Konversionsmassnahmen gefunden. Diese befinden sich in 48 US-Bundesstaaten, sowie in der Hauptstadtregion District of Columbia.

Bei den Anbietern handelt es sich bei mehr als 600 um sogenannte Therapeuten, welche eine aktive Lizenz besitzen. Bei über 700 handelt es sich zudem um Personen, welche eine ministerielle Funktion inne haben, dabei meist innerhalb von religiösen Glaubensgemeinschaften. Es wird jedoch auch eine hohe Dunkelziffer erwartet, da diese Praktiken oft im Verborgenen angewandt werden, daher dürfte die Zahl noch viel höher liegen.

Wie es im Bericht weiter heisst, haben mehr als zwanzig US-Bundesstaaten, sowie zusätzlich zahlreiche Bezirke und Städte ein Verbot von solch schädlichen Praktiken eingeführt, doch diese greifen in der allermeisten Fällen zu kurz. So gelten diese Verbote meist nur bei lizenzierten Therapeuten, und nur bei der Anwendung an Minderjährigen. So bieten diese Gesetze keine Handhabe, wenn es sich bei den Opfern um Erwachsene handelt, aber auch wenn es sich um nicht lizenzierte Therapeuten handelt, oder um „Berater“ etwa in religiösen Gruppierungen.

Mit dem Bericht will The Trevor Project aufzeigen, dass der Gesetzgeber noch stärker gefordert ist, etwas gegen diese schädlichen Praktiken zu unternehmen. Es müssen umfassende Verbote ausgearbeitet und eingeführt werden, welche Konversionsmassnahmen auf allen Ebenen und in all ihren Varianten verbieten.

Konversionsmassnahmen werden von allen wichtigen Berufsverbänden der Medizin und Psychologie abgelehnt, da sie keinerlei wissenschaftliche Basis und für die Opfer ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen haben, von Depressionen bis hin Angstzuständen und Suizidgedanken. Aus diesem Grund gibt es immer mehr Länder auf der Welt, welche Konversionsmassnahmen per Gesetz verbieten.