USBEKISTAN: Erst das Coming out, dann wurde er ermordet

USBEKISTAN: Erst das Coming out, dann wurde er ermordet
Aktivisten sprechen davon, dass die Jagd auf Mitglieder der Community eröffnet worden sei. Das aktuelle Verbrechen war nur eines aus einer ganzen Serie an Taten gegen LGBTI+ in Usbekistan: Ein 25-jähriger Mann wagte sein Coming out über die Sozialen Medien, und nur wenige Tage später wurde er in seiner Wohnung ermordet. Das Motiv ist noch nicht bekannt, doch ein Hassverbrechen liegt nahe. Ein Coming out in der zentralasiatischen Republik ist äusserst selten, sind homosexuelle Aktivitäten doch verboten...

Gleichgeschlechtliche Aktivitäten unter Männern können mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden. Dies führt dazu, dass kaum jemand ein Coming out wagt in Usbekistan. Die soziale Ausgrenzung wäre extrem, ebenso wie die Gefahr vor Hassverbrechen, massiver Diskriminierung und LGBTI+ Feindlichkeiten. Ein 25-jähriger Mann hat es trotz diesen widrigen Umständen gewagt und sich via Facebook geoutet. Nur wenige Tage später verabredete er sich offenbar mit einem anderen Mann, welchen er online kennengelernt und darauf zu sich in die Wohnung eingeladen hat. Dort wurde er schliesslich umgebracht. Ob der 28-jährige Besucher für den Mord zuständig ist, wird derzeit untersucht, der Mann wurde aber als Tatverdächtiger festgenommen.

Dieser Vorfall ist nur der jüngste einer ganzen Serie an Taten gegen die LGBTI+ Community. So berichten Organisationen und LGBTI+ Aktivisten, dass förmlich die Jagd auf Mitglieder der Community eröffnet worden sei. Obwohl die Behörden dies bestreiten, ist es in letzter Zeit vermehrt zu Razzien durch die Polizei gekommen, welche insbesondere schwule Männer im Visier hatten. Human Rights Watch (HRW) forderte daher von der Regierung unverzüglich eine Botschaft der Toleranz gegenüber der LGBTI+ Community.

Usbekistan und das benachbarte Turkmenistan sind die einzigen beiden Länder in Zentralasien, welche noch immer ein Verbot von gleichgeschlechtlichen Aktivitäten kennen. Dies führt dazu, dass die Community in den Untergrund gedrängt wurde. LGBTI+ leben in dauernder Angst entdeckt zu werden, und passiert ein Hassverbrechen, dann getrauen sie sich nicht, dieses bei der Polizei anzuzeigen. In den Sozialen Medien kursieren zudem immer wieder Videos, welche zeigen, wie Gruppen von Männer andere, vermeintlich schwule Männer brutal angehen, beschimpfen, demütigen oder gar verprügeln. Wer sich zudem online zu einem Date verabredet, der riskiert immer überfallen, zusammengeschlagen oder gar umgebracht zu werden.

LGBTI+ Aktivisten und Menschenrechtsorganisationen fordern nun von der Regierung, dass Homosexualität entkriminalisiert wird. Damit würde sich die Situation der Community im Land verbessern, zudem würde auch das Ansehen Usbekistans in Bezug auf die Menschenrechtssituation gesteigert...