WELTWEIT: Sind Affenpocken möglicherweise sexuell übertragbar?

WELTWEIT: Sind Affenpocken möglicherweise sexuell übertragbar?
Mit der weiteren Verbreitung der Affenpocken nehmen auch die Erkenntnisse über den jüngsten Ausbruch zu. Während Wissenschaftler anfänglich noch strikte verneinten, dass es sich bei den Affenpocken um eine sexuell übertragbare Krankheit handelt, so mehren sich nun offenbar die Anzeichen, welche in eine andere Richtung deuten. Die Autoren eines neuen Berichts warnen aber auch, dass es ein zweischneidiges Schwert sei, den derzeitigen Ausbruch als sexuell übertragbare Infektion zu bezeichnen.

Mittlerweile werden auf der ganzen Welt über 35'000 Fälle von Affenpocken-Infektionen in 92 verschiedenen Ländern und Gebieten gezählt. Seit den ersten Fällen, welche im April 2022 festgestellt wurden, konnten mittlerweile auch neue, wissenschaftliche Erkenntnisse zum aktuellen Ausbruch gewonnen werden.

Während die Mediziner und auch die WHO anfänglich noch strikt unterstrichen haben, dass es sich bei den Affenpocken um keine sexuell übertragbare Krankheit handelt, so mehren sich nun aber die Indizien, welche doch darauf hindeuten könnten, dass sich das Virus nicht nur über den Hautkontakt, sondern auch sexuell von Mensch zu Mensch übertragen lässt.

So haben Ärzte der University of Southern California, sowie von Global Health und dem Brigham and Women's Hospital in Boston ihre neusten Erkenntnisse veröffentlicht und erklärt, warum sie glauben, dass das Virus zu einem grossen Masse doch sexuell übertragbar sei.

So erklären sie, dass es schon früher immer wieder zu Ausbrüchen von Affenpocken gekommen sei, dann aber in tropischen Regionen und vor allem beim Kontakt von Tier zu Mensch. Der aktuelle Ausbruch der vergangenen Monate an menschlichen Affenpocken verbreite sich nun aber viel schneller als je zuvor, und die Indizien würde zeigen, dass die sexuelle Übertragung der häufigste Ansteckungsweg sein könnte, so die Ärzte.

So halten sie fest, dass die DNA von Affenpocken gemäss britischen Forschern bereits in Körperflüssigkeiten wie Sperma und Speichel festgestellt wurde. Hinzukommt, und das zeigen dokumentierte Fälle in Grossbritannien, den USA, Italien und Spanien, dass die ersten Anzeichen einer Infektion oftmals im Genitalbereich, beim Rektum oder im Mundbereich festgestellt werden, wodurch angenommen werden kann, dass dies auch die Orte sind, wo das Virus als erstes in den Körper eingedrungen ist.

Weiter, so schreiben die Ärzte, seien derzeit jene Menschen am meisten gefährdet sich mit Affenpocken zu infizieren, welche auch sonst ein erhöhtes Risiko haben, sich mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken. So etwa an Orten, wo Sex direkt stattfindet, bei vielen, wechselnden Partnern, oder auch bei ungeschütztem Analverkehr.

Auch andere Forschende, etwa von der UCLA School of Medicine in Los Angeles, erklären, dass es immer mehr Hinweise gibt, dass es zumindest möglich ist, dass sich Affenpocken durch Sex verbreiten und nicht nur durch Hautkontakt. Dass die Wissenschaftler:innen bislang noch vorsichtig sind, Affenpocken als sexuell übertragbar zu bezeichnen, könnte auch daran liegen, dass bei jenen Fällen vor dem aktuellen Ausbruch tatsächlich die Übertragung über die Haut vorherrschend war.

Die Autoren des nun veröffentlichten Berichts warnen aber auch vor den Gefahren, Affenpocken als sexuell übertragbare Krankheit einzustufen. Dies sei ein zweischneidiges Schwert. So könne es zu einer Stigmatisierung von Männern führen, welche Sex mit Männern haben, und dies wiederum könne bedeuten, dass sie sich weniger Testen lassen respektive, dass sie keine medizinische Behandlung in Anspruch nehmen, da sie sich beispielsweise vor einem Outing fürchten.

Weiter könne dies dazu führen, dass Partner, welche möglicherweise infiziert wurden, nicht informiert werden und es somit massiv schwieriger werde, den Ausbruch unter Kontrolle zu bringen. Eine frühzeitige Erkennung einer Infektion sei sehr wichtig, und natürlich auch die Massnahmen, welche die infizierte Person dann ergreifen muss, damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet. In Gebieten mit LGBTI+ feindlichen Einstellungen würde es queere Menschen somit noch härter treffen, da eine Infektion als Zwangsouting angesehen werden kann.

Die Möglichkeit der sexuellen Übertragbarkeit zu verschweigen, birgt aber ebenso grosse Risiken, insbesondere dann, wenn die Ärzte mit ihrem Bericht Recht haben und diese Form der Übertragung vorherrschend sein sollte. Dann wäre die Präventionsarbeit in Gefahr und die Ausbreitung liesse sich nur schwierig stoppen.

Die wichigsten Informationen und Antworten auf die drängsten Fragen rund um das Thema Mpox (vormals: Affenpocken) findest Du hier:

Informationen zu den Impfstandorten in den einzelnen Kantonen

Dr. Gay: Informationen von Dr. Gay

Aids-Hilfe Schweiz: Informationen zu Mpox

Robert Koch Institut: Allgemeine Informationen des RKI zu Mpox