WELTWEIT: UN verurteilt zunehmend LGBTI+ feindliche Rhetorik während Coronakrise

WELTWEIT: UN verurteilt zunehmend LGBTI+ feindliche Rhetorik während Coronakrise
Mit deutlichen Worten hat die UN Hochkommissarin für Menschenrechte vor der Zunahme von LGBTI+ feindlicher Rhetorik gewarnt, und verurteilt besonders, dass in zahlreichen Ländern queere Menschen für das Virus verantwortlich gemacht werden. Dabei hob Michelle Bachelet insbesondere auch die aktuelle Situation in Ungarn hervor...

Die aktuelle Lage sei von zahlreichen Ländern dazu genutzt worden, um Razzien in Büros von LGBTI+ Organisationen durchzuführen, um Gesetze gegen die Community durchzudrücken oder gar um queere Menschen die Verantwortung für die gegenwärtige Krise zu zuschieben, erklärte UN Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet. LGBTI+ seien schon zuvor für Katastrophen - sei es natürliche oder menschgemachte - verantwortlich gemacht worden, und dies scheint nun auch bei Corona wieder der Fall zu sein. Selbst in Ländern wie der USA haben die religiösen Rechten die gleichgeschlechtliche Ehe und die Juden für das Virus verantwortlich gemacht. Die Corona-Pandemie dürfe nicht dazu benutzt werden, um LGBTI+ zu verfolgen und zu schikanieren, warnt Bachelet die Mitgliedsstaaten weiter. Die LGBTI+ Feindlichkeiten seien weltweit am zunehmen.

In ihrem Statement richtet die Politikerin ihre Worte dann auch direkt an Ungarn und zeigt sich besorgt über die dortigen Entwicklungen. So sei in mindestens einem Land der aktuelle Notstand dazu genutzt worden, um einen Vorstoss zu lancieren, um es Transgender zu verunmöglichen, ihr Geschlecht anzupassen und in den offiziellen Dokumenten zu ändern, so Bachelet mit Blick auf Ungarn. Premier Viktor Orbán hat zudem die Coronakrise dazu benutzt, um sich weitreichende Kompetenzen zu zusprechen, mit welchen er teilweise gar das Parlament umgehen kann. Dies birgt eine besondere Gefahr für sexuelle Minderheiten, da Orbán kaum mit seiner extremen LGBTI+ Feindlichkeit zurückhält. So hat man sich etwa auch entschieden, den Eurovision Song Contest zu verlassen, und dies mit der Begründung, dass der Musikwettbewerb dazu benutzt werde um die Rechte der LGBTI+ Community zu promoten, indem Transmenschen und andere Queers daran teilnehmen.

In ihrer Stellungnahme hebt Michelle Bachelet aber auch hervor, dass durch die Stay-at-Home-Regeln gerade viele junge LGBTI+ bei ihren Familien eingeschlossen seien, welche sie nicht unterstützen. Dies erhöhe die Gefahr von Gewalt, Depressionen oder Angstzuständen. Daneben forderte sie auch Rücksicht auf Trans- und Non-Binary-Menschen in jenen Ländern, welche es nur erlauben, getrennt nach dem Geschlecht nach draussen zu gehen: Ein Tag nur Männer, ein Tag nur Frauen. Dies bringe gerade diese Menschen in Schwierigkeiten, so Bachelet, und es seien ihr Fälle bekannt, bei denen Transfrauen verhaftet wurden, weil sie das Haus an jenem Tag verliessen, als es nur für Frauen zulässig war. Die LGBTI+ Community erlebe auch sonst Diskriminierungen und Stigmatisierungen beim Zugang zu medizinischen Einrichtungen, so die UN-Hochkommissarin weiter.