WELTWEIT: Werden PrEP-Injektionen mit Langzeitwirkung zum „Game Changer“?
In den USA nehmen derzeit weniger als 25 Prozent der geschätzten 1.2 Millionen Menschen, für welche PrEP bezüglich ihres HIV-Risikos sinnvoll wäre, die tägliche Pille zur Prävention, erklärt Alex Rinehart von ViiV Healthcare. Dies unterstreiche, weshalb es derart wichtig ist, dass man so viele Optionen wie nur möglich zur Verfügung stelle, damit PrEP weiter verbreitet wird, und damit man das gesetzte Ziel von möglichst null HIV-Neuinfektionen im Jahr 2030 erreichen kann.
Hier kommt nun Cabotegravir Long-Acting (LA) ins Spiel, ein PrEP-Medikament, welches mittels Injektion verabreicht wird und dann eine Wirkung von rund 8 Wochen aufweist. Statt der täglich eingenommenen Pille, sind es damit noch sechs Injektionen im Jahr. Laut ViiV Healthcare soll Cabotegravir LA dabei nicht ein Ersatz für die täglich eingenommene PrEP-Pille sein, sondern viel mehr eine Ergänzung. CAB-LA ist das erste und bislang einzige PrEP-Medikament, welches mittels Injektion eine Langzeitwirkung aufweist und damit während diesem Zeitraum auch vor einer Ansteckung mit HIV schützt.
Viele Personen, welche besonders gefährdet sind, haben sehr komplexe Lebensumstände, wodurch die tägliche Einnahme einer Pille zu einer Last werden kann. Dies kann ein komplizierter und unregelmässiger Alltag sein, aber unter anderem auch mit Stigmatisierung einhergehen oder mit der Angst aufgrund der Medikamente geoutet zu werden. Dies könne darin resultieren, dass PrEP weniger genutzt wird und damit die HIV-Epidemie in die Länge gezogen wird. Da könne das PrEP mit der Langzeitwirkung helfen, dass auch diese Menschen auf dieses Mittel der Prävention zurückgreifen, so ViiV Healthcare.
Während der Welt-Aidskonferenz im Juli 2022 hat auch die Weltgesundheitsorganisation WHO Richtlinien für diese Form von PrEP erlassen. So rief die WHO alle Mitgliedsstaaten dazu auf, das CAB-LA zu prüfen und als Form der Prävention für die gefährdetsten Bevölkerungsgruppen in Betracht zu ziehen. Das Medikament sei ein sicheres und hochwirksames Instrument für die HIV-Prävention, so die WHO. Man hoffe, dass die nun veröffentlichten Richtlinien die Länder darin unterstützen werden, die Anstrengungen zu verstärken um die Abgabe von CAB-LA zu planen und umzusetzen, zusammen mit den bereits bestehenden Präventionsmassnahmen wie das oral eingenommene PrEP.
Monica Ghandi, eine Ärztin aus San Francisco, sprach im Zusammenhang von CAB-LA gar von einem „Game Changer“. So sprach sie die erfolgsversprechenden Resultate von zwei Studien mit dem PrEP mit Langzeitwirkung an. In einer Studie wurde die Wirksamkeit bei Cis-Frauen in Afrika südlich der Sahara untersucht. Dazu nahmen 3‘224 Frauen in Botswana, Eswatini, Kenia, Malawi, Simbabwe und Südafrika an den Untersuchungen teil. Dabei zeigte sich eine deutlich erhöhte Wirksamkeit gegenüber der täglich verabreichten PrEP-Pille, welche ohnehin ebenfalls bereits eine hohe Wirksamkeit aufweist. So seien die HIV-Neuinfektionen mit CAB-LA um 89 Prozent tiefer als bei den täglichen Pillen. Weiter habe es auch keinerlei Einfluss auf Schwangerschaften gegeben, heisst es in der Studie weiter.
Diese aktuellen Studienergebnisse spiegeln auch die Resultate früherer Untersuchungen mit Männern und trans Frauen, die Sex mit Männern haben, wider. Demnach reduzierte die alle acht Wochen verabreichte Injektion die HIV-Neuinfektionen um 66 Prozent gegenüber der täglichen PrEP-Pille. Dies macht deutlich, dass PrEP, sei es als Injektion oder als tägliche Pille, tatsächlich das Potential hat, das Ziel zur Beendigung der HIV/Aids-Epidemie bis 2030 in greifbare Nähe zu bringen.