WIRTSCHAFT: Investoren wollen Grindr von der Börse zurückziehen
Viele sehen es als Wendepunkt in Bezug auf Dating Apps: Nach langen und starken Wachstumsphasen von Plattformen wie Grindr, Tinder oder Bumble hat sich der Markt spürbar abgekühlt und das Wachstum hat sich merklich verlangsamt. Mit ein Grund dürfte die junge Generation sein, welche sich vermehrt nach neuen Alternativen umsieht, welche stärker auf Nischen und ihre jeweilige Community ausgerichtet ist. Hinzukommen noch mehr KI-gestützte Plattformen.
Gegen diese Entwicklung will nun Grindr Massnahmen ergreifen, und so haben die beiden Vorstandsmitglieder Ray Zage und James Lu ein Angebot unterbreitet, um Grindr von der Börse zurückzuziehen. Die Beiden besitzen als Teil einer Investorengruppe rund 60 Prozent der Aktien des Unternehmens und sie schlugen nun einen Deal über 3.46 Millionen US-Dollar vor, rund 2.75 Millionen Schweizer Franken.
Mit diesem Vorschlag wollen sie mehr Kontrolle über die Dating App erhalten. Sie könnten zudem auch die Firmenstrategie flexibler gestalten, da sie nicht mehr vierteljährlich Rechenschaft gegenüber den Aktionär:innen ablegen müssten. Ihr Angebot entspricht dabei einem Wert von 18 Dollar, rund 14 Franken, pro Aktie. Dies entspricht einem Mehrwert von 51 Prozent gegenüber dem Kurs vom 10. Oktober, einen Tag bevor sie ihre Absichten erstmals bekanntmachten. Als sie nun mit ihrem Angebot von 3.46 Milliarden Dollar auch erstmals eine Zahl nannten, sprang der Aktienkurs gleich um 19 Prozent in die Höhe.
Grindr wurde 2009 gegründet und war damals die einzige Dating Plattform, welche sich explizit auf queere Männer fokussiert hat. Heute ist Grindr die mit 190 Ländern am weitesten verbreitete Plattform diesbezüglich und eine der Grössten was die Anzahl User betrifft. Zage und Lu haben das Unternehmen bereits vor fünf Jahren gekauft und es im November 2022 selber an die Börse gebracht.
Auch wenn Ray Zage und James Lu die Aktienmehrheit besitzen, so ist der Vorgang noch lange nicht beschlossen. Grindr hat nun ein Gremium gebildet, welches das Angebot eingehend prüfen wird. Dabei betonen sie auch, dass dieses Angebot unaufgefordert eingegangen sei.
Grindr zeigte sich an der Börse ziemlich unbeständig und der Kurs lag meist unterhalb dem Einstiegswert aus dem November 2022. Einerseits ist es die immer lauter werdende Kritik an den Datenschutzbestimmungen, welche das Unternehmen bremsen, aber auch die zunehmende Konkurrenz bereitet Grindr immer mehr Mühe.