HINTERGRUND: Die tragische Geschichte von Tigran und Arsen
Warnung: Der folgende Bericht betrifft Suizid, LGBTI+ feindliche Handlungen und Diskriminierungen.
Erst im Jahr 2003 hat Armenien Homosexualität legalisiert, doch seither wurden kaum Fortschritte in Bezug auf die Rechte für queere Menschen erzielt. Das Land rangiert nach wie vor praktisch am Ende der jährlichen Rainbow Map und einen Schutz gegen Hass und vor LGBTI+ Feindlichkeiten gibt es nicht. Diskriminierungen bis hin zu Gewalt gehören daher für viele Queers im Land leider zum traurigen Alltag.
Die LGBTI+ Organisation Pink Armenia hat nun den traurigen Fall von Tigran und Arsen an die Öffentlichkeit gebracht. Ein junges, schwules Paar, welches sich aufgrund von Anfeindungen und Intoleranz in der armenischen Hauptstadt Yerevan das Leben genommen hat.
Kurz vor ihrem Freitod stellte das Paar eine ganze Reihe an Bildern bei Instagram online: Sie küssen sich und sie zeigen ihre Verlobungsringe. Dazu schrieben sie: "Happy Ending: Die Entscheidung um diese Fotos zu teilen und auch für den nächsten Schritt, wurde von uns Beiden getroffen". Darauf haben sie sich für den gemeinsamen Suizid entschieden.
Äusserst betroffen teilte Pink Armenia die Geschichte von Tigran und Arsen: Die beiden jungen Männer hatten noch so viele Jahre vor sich, doch durch Intoleranz, welche gegen sie gerichtet war, haben sie sich zu diesem tragischen Schritt entschieden. LGBT Menschen kennen dieses Gefühl der Isolation und der Missverständnisse durch die Familie und die Gesellschaft nur zu gut. Dieser tragische Vorfall zeige einmal mehr, dass queere Menschen in Armenien nicht sicher sind, und dass sie weder durch die Gesellschaft noch durch den Staat geschützt werden.
Der Instagram-Post von Tigran und Arsen hat unter anderem auch eine Welle der Solidarität ausgelöst. Zahlreiche Nutzer zollten dem Paar mit berührenden Worten Tribute. Doch nicht alle zeigten sich durch das Schicksal der beiden jungen Männer betroffen. Wie Pink Armenia weiter schreibt, haben sich die Bilder rasch über die Sozialen Medien und über Telegram-Kanäle verbreitet. Es habe dabei auch eine Vielzahl an hasserfüllten und beleidigenden Kommentaren gegeben. Einige rechtfertigten die Entscheidung von Tigra und Arsen für dessen Freitod mit ihrer Homosexualität und forderten gar andere Queers auf, es ihnen gleichzutun.
Genau aus diesem Grund hat sich Pink Armenia entschieden an die Öffentlichkeit zu gehen um solche Äusserungen aufs schärfste zu verurteilen. Man fordere alle dazu auf, die Verbreitung von Hassbotschaften und Hasskommentaren zu unterlassen, ebenso wie auf erniedrige Äusserungen und auf Beleidigungen im Zusammenhang mit dem Vorfall zu verzichten. Umso wichtiger sei es Mitgefühl zu zeigen.
Die Haltung der Gesellschaft gegenüber der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität seien oftmals für die Selbstmordgedanken verantwortlich, welche von Ängsten, Scham, Vorwürfen gegen sich selber und von Schuldgefühlen begleitet werden. Tauchen solche Gedanken auf, so sei es enorm wichtig, professionelle Hilfe zu suchen.
Pink Armenia unterstreicht daher umso mehr, dass sie für LGBTI+ Menschen in Krisensituationen professionelle Hilfe anbieten - sei es psychologisch oder auch rechtlich. Dies gelte für queere Menschen, aber auch für deren Eltern und Familien, sowie deren Unterstützenden. Man müsse wissen, dass man nicht alleine ist, so die Organisation weiter.
Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:
Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch
Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer