PORTRAIT: Die Boyahkasha feiert ihr 20-jähriges Jubiläum
Als die Boyahkasha damals am 26. März 2004 ihre Premiere feierte, war das Verhältnis in der Stadt Zürich gerade umgekehrt, erzählt Marco Uhlig, Mitgründer des Partylabels. Es gab mehr queere Clubs als dass es Partylabels gab: Laby, Labitzke, T&M, Aaaah, Rage... Heute ist es gerade andersrum: Mit dem Heaven hat die Stadt noch einen LGBTI+ Club, doch dafür gibt es jetzt eine ganze Reihe an Partylabels, welche in den verschiedensten Lokalitäten mehr oder weniger regelmässig die Community zum Feiern bitten.
Doch trotz dieser Vielfalt von heute, so gibt es doch nur ganz wenige Partyreihen, welche es tatsächlich auch auf ein 20-jähriges Bestehen schaffen. Viele sind gekommen und wieder verschwunden, doch die Boyahkasha ist geblieben, auch wenn sie sich über die beiden Jahrzehnte doch ziemlich gewandelt hat, wie uns Marco erzählt. In den Anfängen wurde strikt Hip Hop und RnB gespielt, denn Partys und Clubs mit elektronischem Sound gab es bereits genug. Es war damals, als Acts wie Missy Elliott, Jay-Z und Destiny's Child auch bei Queers Anklang fanden, doch es gab schlicht keine Party für die Community, welche sich auf diesen Sound konzentrierte. Diese Lücke wurde darauf von Boyahkasha geschlossen.
Ein Lokal zu finden um eine queere Party zu veranstalten war damals alles andere als einfach - und das blieb auch so, bis sich die Boyahkasha einen Namen schaffen konnte. Clubs, welche bereits ihr Stammpublikum hatten, winkten ab. So waren es in den ersten Jahren eher Clubs, welche gerade auch neu gestartet sind oder sich ein neues Publikum erschliessen wollten. Dass schlussendlich aber alles im BQM bei der Polyterrasse anfing, war eher ein Zufall. Nachdem Marco und Julien mit dem StuZ einen weiteren nicht geeigneten Club anschauten, gingen sie noch auf ein Bier hoch zur Polyterrasse. Als sie spontan mit dem Geschäftsführer ins Gespräch kamen, konnte sich dieser gleich von Beginn an mit der Idee anfreunden.
Gesagt - getan: Nach mehreren Partys im BQM war es schliesslich, wie leider so oft im Zürcher Nachtleben, die Lärmklage einer einzelnen Person, was schlussendlich zu einem Verbot von Partys im BQM führte. Die Suche nach einer geeigneten Location begann somit von vorne: Über die Jahre war die Boyahkasha unter anderem im T&M/ Aaaah!, im Hiltl, im St. Germains, Le Bal und Aqua zu Gast und hatte auch über einige Jahre einen Floor an den Angels Partys im Volkshaus, sowie an der Jungle im Mad in Lausanne. Seit 2012 ist das Label nun aber im Plaza sesshaft geworden, und ihre elektronische Seite lebt die Boyahkasha seit 2017 mit der Hiveahkasha im Hive aus.
Doch das Label machte auch zahlreiche Ausflüge: So war die Boyahkasha des öfteren zu Gast in Berlin. Dort erhielt jeweils auch die Gewinnerin vom Heaven Drag Race die Möglichkeit auf der Bühne zu performen. Weiter ging es auch an die Gay Ski Week nach Sölden und auf den Inseln Curaçao und Mykonos organisierte Boyahkasha Beach Partys. Heute ist die Party jeden Sommer zu Besuch am Chat:eau Festival in Frankreich. Andere Ausflüge sind seit der Pandemie wieder etwas eingeschlafen, sollen aber in naher Zukunft wieder neu belebt werden, verrät Marco weiter.
Wenn er auf die vergangenen 20 Boyahkasha-Jahre zurückblickt, so gibt es zahlreiche Highlights für Marco: Auf einer persönlichen Ebene sei es ganz klar Conchita gewesen, aber auch Loreen war grossartig. Bei ihr sei besonders gewesen, dass sie den Auftritt damals an der Boyahkasha im Vorfeld höchstpersönlich abgesegnet hat, und nicht nur ihr Management, und dass sie vor dem Auftritt noch gemeinsam im Restaurant Volkshaus waren, um ein Cordon Bleu zu essen, so Marco. Das 10-Jährige war sicherlich auch ein weiteres Highlight: Damals performten Willam, Detox und Vicky Vox ihren Hit Boy Is A Bottom auf der Bühne im Plaza. Dies war gleichzeitig auch das erste Mal, dass Stars vom RuPauls Drag Race aus den USA eingeflogen wurden.
Drag Queens sind ohnehin ein wichtiger Bestandteil der Boyahkasha: Früher gab es in der Schweiz nur sehr wenige. Seither hat sich einiges getan, denn die Boyahkasha hat es sich zusammen mit dem Heaven auf die Fahne geschrieben, die Drag Kultur auch in der Schweiz zu fördern und ihnen mit dem Club und den grossen Partys eine eigene Plattform zu bieten. Mit dem Heaven Drag Race erhalten sie seit Jahren die Möglichkeit, sich dem Publikum zu präsentieren, und die Gewinnerinnen werden danach entsprechend gefördert und mit Auftritten versorgt.
Auch in Zukunft wird sich die Boyahkasha immer wieder neu erfinden, verspricht Marco. Die Cruise auf dem Zürichsee, welche im letzten Jahr erstmals stattfand, wird weitergeführt, auch soll es wieder mehr Ausflüge mit dem Label geben - insbesondere die immer erfolgreichen Partys in Berlin sollen wieder reaktiviert werden. Vor allem im SchwuZ, mit dem Marco sehr verbunden ist. Und wer weiss, vielleicht geht eines Tages auch noch Marcos grosser Wunsch in Erfüllung: Robyn einmal live auf der Boyahkasha-Bühne performen zu sehen.