FILM: Grosse Freiheit
Es war ein Artikel über das Ende des Zweiten Weltkriegs, welcher Filmemacher Sebastian Meises Aufmerksamkeit auf sich zog um über einen erschreckenden Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte zu berichten, der bislang kaum aufgearbeitet wurde. Als die Konzentrationslager von den Alliierten befreit wurden, bedeutete das für viele schwule Insassen noch lange nicht die Freiheit, sondern, sie mussten ihre Haftstrafen in den Gefängnissen fertig absitzen. Schuld daran war der berüchtigte Paragraf 175, der gleichgeschlechtliche Aktivitäten unter Männern zwischen 1871 und 1994 in verschiedenen Formen unter Strafe stellte.
Von den Nazis damals massiv verschärft, hielten nach Kriegsende auch die DDR - bis 1957 - und die Bundesrepublik Deutschland - bis 1968 - fast unverändert an diesem Paragrafen fest. In der BRD wurden dabei alleine zwischen 1950 und 1969 rund 50'000 Männer deswegen vor Gericht gestellt und teils zu Gefängnisstrafen verurteilt. Im Film Grosse Freiheit folgt der österreische Regisseur und Drehbuchautor einem Mann, der wegen homosexueller Neigungen nach dem KZ direkt in einem Gefängnis einsitzen musste.
Eigentlich will Viktor, ein Mörder, nichts mit den 175ern zu tun haben, doch er muss seine Zelle mit Hans Hoffmann teilen. Der liebt Männer, er steht dazu und er lässt sich weder vorschreiben, wen er zu lieben hat, noch was für ein Leben er zu leben hat. Aus diesem Grund sitzt er auch mehrfach im Gefängnis, jedesmal wegen dem Verstoss gegen den Paragrafen 175. Aus der anfänglichen Ablehnung, entwickelt sich zwischen Hans und Viktor bald eine Freundschaft.
Grosse Freiheit liefert einen intimen Blick hinter die dicken Gefängnismauern. Anhand vieler Interviews mit Zeitzeugen rekonstruierte Sebastian Meise diese fiktive Geschichte, und konnte mit Franz Rogowski und Georg Friedrich gleichzeitig eine Traumbesetzung für den Film gewinnen. Gefilmt in einem nicht mehr benutzen DDR-Gefängnis ist mit Grosse Freiheit ein epischer Gefängnisfilm entstanden, der ein wichtiges Kapital der deutschen Vergangenheit aufarbeitet, welches durch die Zahlung von Entschädigungen an die damaligen Opfer noch heute seine Aktualität hat.
In der Kategorie Un Certain Regard an den renommierten Filmfestspielen in Cannes uraufgeführt und dort mit dem grossen Jury-Preis ausgezeichnet, ist das Drama auch der offizielle Beitrag Österreichs für den Besten, fremdsprachigen Film bei den Oscar-Verleihungen 2022.
Genre:
Drama, Geschichte, LGBTI+
Laufzeiten:
117 Minuten
Regie:
Sebastian Meise
Cast:
Franz Rogowski, Georg Friedrich, Anton von Lucke uam.
Kinostart:
18. November 2021