TRAVEL: Saudi Arabien heisst nun queere Touristen willkommen

TRAVEL: Saudi Arabien heisst nun queere Touristen willkommen
Es klingt paradox, doch obwohl im Land die Todesstrafe auf gleichgeschlechtliche Aktivitäten gilt und LGBTI+ strikt verfolgt werden, heisst Saudi Arabien laut der offiziellen Tourismus-Website neu auch queere Gäste willkommen. Doch es gibt offenbar klare Bedingungen für einen solchen Besuch…

Geht es um queere Menschen, dann kennt das Königreich Saudi Arabien eigentlich kein Pardon: Nachdem im Jahr 2019 fünf Männer zugegeben haben, dass sie Sex mit anderen Männern hatten, wurden sie kurzerhand hingerichtet. Auch ein Blogger, welcher sich positiv über LGBTI+ geäussert und sie in einem Social Media-Post verteidigt hat, wurde ein Jahr später kurzerhand verhaftet, ins Gefängnis gesteckt und später ausgeschafft. Seit vergangenem Sommer wurden zudem auch Spielwaren aus den Verkaufsregalen verbannt, welche in den Regenbogenfarben waren.

Gerade in den vergangenen Jahren hat Saudi Arabien nun aber massive Anstrengungen unternommen um das Land für Touristen zu öffnen und attraktiver zu machen. So wurde etwa die rechtliche Situation der Frauen zumindest auf dem Papier verbessert, Sport-Grossveranstaltungen wie ein Formel 1-Rennen wurden ins Land geholt und mit kühnen, architektonischen Grossprojekten will man sich von anderen Ländern abheben.

Am 1. Mai wurde nun auch die offizielle Tourismus-Website des Königreichs, visitsaudi.com, ergänzt - und es gibt eine grosse Überraschung. Im Q&A-Hilfebereich steht neu auch die Frage ob LGBTI+ als Gäste im Land willkommen sind. Als Antwort schreibt die Tourismusbehörde, dass man niemanden darum bitte, solch persönliche Daten preiszugeben. Es seien alle willkommen das Land zu besuchen. Damit wird deutlich, dass man das Land zwar besuchen, aber wie erwartet, weder offen leben noch sich selber sein darf.

Weiter heisst es auf der Webseite neu, dass auch unverheiratete Paare im Land willkommen sind. Doch auch hier gibt es Regeln. So sollen sich die Paare „kulturell sensibel“ verhalten, sprich, die Kultur vor Ort respektieren. Für Frauen gilt insbesondere, dass sie an den öffentlichen Stränden schlichte Kleidung tragen sollen. Bei Privatstränden, Kreuzfahrten und privaten Poolanlagen liege es an den Betreibern, die Regeln festzulegen.

Diese neue „Charme-Offensive“ sorgt aber auch für Kritik, insbesondere von LGBTI+ Aktivist:innen. Es sei ein klarer Widerspruch der Regierung in Bezug auf die eigenen Einwohner:innen. Es sei unglaublich, dass Saudi Arabien queere Menschen im Land kriminalisiere, verfolge, ins Gefängnis stecke oder gar umbringe, und gleichzeitig auf der Tourismus-Website schreibt, dass queere Menschen willkommen sind, so lange sie nicht sagen, dass sie LGBTI+ sind.

Aus diesem Grund wird auch vor Reisen von Queers nach Saudi Arabien ausdrücklich gewarnt: Die Sozialen Medien werden überwacht und es gibt weder einen Diskriminierungsschutz noch andere Gesetze zum Schutz von LGBTI+. Aufgrund der Scharia gelten stattdessen lange Haftstrafen, aber auch Körperstrafen wie Peitschenhiebe, und sogar die Todesstrafe. Und dies alles nicht nur auf dem Papier, sondern diese Strafen kommen auch durchaus zur Anwendung.