AUSTRALIEN: LGBTI+ freundlicher Premier gewinnt überraschend seine Wiederwahl
Es ist eine Art Déjà vu: Auch in Kanada lag die Regierungspartei in den Prognosen deutlich abgeschlagen hinter dem Herausforderer, doch schlussendlich kam es zur grossen Überraschung und Mark Carney konnte das Amt für seine Partei verteidigen. Dass ihm dies gelang, lag vor allem an Donald Trump und dessen feindlicher Politik gegenüber Kanada. Das selbe passierte nun auch in Australien, wo Anthony Albanese überraschend seine Wiederwahl gewann. Auch hier lag es vor allem an Trumps Politik, welcher Labor schlussendlich entgegen den Prognosen zum Wahlsieg verhalf. Albanese war somit der erste Premierminister seit 21 Jahren, dem die Wiederwahl gelang.
Sein Gegner, der Oppositionschef Peter Dutton von den Konservativen, erlitt nun eine deutliche Niederlage. Dafür mitverantwortlich dürfte wohl auch hier die aktuelle US-Regierung sein. Während dem Wahlkampf kündigte Dutton an, dass er den Staat massiv entschlacken und tausende Beamte entlassen wolle, ganz im Stile von Elon Musk und seinem DOGE-Programm. Weiter versuchte er auch mit teilweise rassistischen Aussagen Stimmung gegen Einwanderer zu machen, und er lehnte den Klimawandel ab, obwohl gerade auch Australien besonders darunter leidet. Da gerade in den USA die Folgen einer solchen Politik immer stärker sichtbar werden, schwenkten viele Australier:innen um und gaben der amtierenden Labor-Regierung darauf doch ihre Stimme.
Dutton räumte seine Niederlage bereits relativ früh ein und er gratulierte Anthony Albanese zu dessen Wahlsieg. Dieser liess sich denn auch von seiner Partei so richtig feiern. Dort war es auch die lesbische Aussenministerin Peggy Wong, welche eine Rede hielt und darauf Albanese auf die Bühne einlud um seine erste Rede zum Wahlsieg zu halten.
In seiner Rede unterstrich Albanese die australischen Werte: Das australische Volk habe für die australischen Werte gestimmt, erklärte er, für Fairness, Ambitionen und Chancen für alle, für die Kraft, in der Not Mut zu zeigen, und für die Freundlichkeit gegenüber Bedürftigen. Die Australier haben für eine Zukunft gestimmt, die diesen Werten treu bleibt, so Albanese weiter. Damit zeigt er klare Kante gegenüber seinem Herausforderer Peter Dutton, und auch gegenüber jener Politik, die von Donald Trump und JD Vance vertreten wird.
Anthony Albanese ist seit langem ein Supporter der LGBTI+ Community und lief seit 1983 regelmässig am Sydney Gay and Lesbian Mardi Grad mit. Somit überrascht es auch kaum, dass er sich 2023 die Gelegenheit nicht nehmen liess, als erster amtierender Premierminister Australiens erneut am Mardi Gras teilzunehmen, nachdem er 2022 gewählt wurde.
Daneben setzte er sich auch dafür ein, dass es keine Volksabstimmung über die Ehe für alle gibt. Dies nicht etwa, weil er das Anliegen nicht unterstützt, sondern weil er einen hasserfüllten, feindlichen und diskriminierenden Abstimmungskampf verhindern wollte. Es sei nicht an der Öffentlichkeit über andere Familien zu urteilen, erklärte er. Es kam schliesslich 2017 doch zu einer Volksbefragung, deren Resultat nicht bindend war, und Albanese sollte Recht bekommen, denn die Fälle von Hassverbrechen nahmen in dieser Zeit rasant zu. Die Bevölkerung hiess die Ehe für alle aber klar gut mit 62 zu 38 Prozent. Noch im selben Jahr stimmte schliesslich das Parlament, damals auch mit Anthony Albanese als Abgeordneter, für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare und somit konnte das Gesetz im Dezember in Kraft treten.