AUSTRALIEN: So viele LGBTI+ haben in Australien geheiratet
Es war ein jahrelanges und für die Community mit unter schmerzhaftes Tauziehen, bis es in Australien endlich soweit war und die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet wurde. Obwohl die Bevölkerung das Anliegen längst befürwortet hätte, stellte sich die Regierungspartei während Jahren quer und liess auch keine Abstimmung im Parlament zu, respektive bestand auf Fraktionszwang, was einer Verhinderung der Ehe für alle gleich kam.
Nachdem der Druck aus der LGBTI+ Community, aus der Opposition und auch aus der Gesamtbevölkerung immer grösser wurde, entschied die Regierung schlussendlich im November 2017 ein nicht bindendes Referendum abzuhalten, um mit dieser Volksabstimmung die Haltung der Bevölkerung zu erfahren. Der Abstimmungskampf wurde besonders von den Gegnern äusserst aggressiv und LGBTI+ feindlich geführt, was sich auch auf die Community auswirkte. Die queerfeindlichen Hassverbrechen schnellten in dieser Zeit kräftig nach oben.
Das Resultat war damals aber eindeutig: 61.6 Prozent der Teilnehmenden an der Volksabstimmung sprachen sich für die gleichgestellte Ehe aus - und dies bei einer Wahlbeteiligung von 79.5 Prozent. Knapp einen Monat später war es schliesslich soweit und beide Kammern des Parlaments stimmten dem Gesetzesentwurf zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu.
Das Australian Bureau of Statistics (ABS) hat nun die jüngsten Statistiken der Volkszählung 2021 veröffentlicht, und dabei zeigte sich, dass seit Dezember 2017 ingesamt 23‘914 gleichgeschlechtliche Paare geheiratet haben. Was nicht gezeigt wird, wieviele unverheiratet, queere Paare im Land leben. Zuvor, als die Ehe noch nicht für alle Paare möglich war, wurde dies jeweils noch erfasst. So zählte man 1996 etwa 10‘000 gleichgeschlechtliche Paare in Australien, und 20 Jahre später waren es bereits 46‘800.
Für die Volkszählung gab es aber auch viel Kritik von LGBTI+ Organisationen. So gibt es aktuell ausser der Anzahl gleichgeschlechtlicher Ehen keine weiteren Zahlen zur queeren Bevölkerung in Australien. So forderten sie beispielsweise, dass auch Angaben zur sexuellen Orientierung oder zur Geschlechtsidentität erhoben werden sollten. Die Regierung von Scott Morrison weigerte sich jedoch, dies aufzunehmen.
So heisst es von Equality Australia, dass die Datenerhebung des ABS einen guten Einblick in die Vielfalt der australischen Bevölkerung gibt, so könne man sehen welche Sprachen zu Hause gesprochen werden, welchen Glauben die Personen haben oder welche chronischen Krankheiten verbreitet sind, doch einmal mehr würden queere Menschen nicht entsprechend repräsentiert. Dies alles nur deshalb, weil das ABS und der damalige Minister es verpasst haben, Fragen zur sexuellen Orientierung oder zur Geschlechtsidentität zu integrieren. So lange LGBTI+ nicht gezählt werden, so lange bleiben sie auch unsichtbar, so Equality Australia weiter.
Erstmals war es 2021 jedoch möglich, sich als non-binär zu identifizieren. Dies habe aber auch Probleme mit sich gebracht, da sich insbesondere trans und inter Menschen nicht mit diesem Begriff identifizieren können. Sie sind zwar trans respektive inter, identifizieren sich aber als Mann respektive als Frau, doch dies wird in den Statistiken nicht erfasst.
Die Organisationen beginnen bereits jetzt darauf hinzuarbeiten, dass die Regierung einwilligt, die LGBTI+ Community bei der nächsten Volkszählung im Jahr 2026 besser abzubilden. Sie sollen dabei dem Beispiel von Grossbritannien, Neuseeland oder Kanada folgen.