BRASILIEN: Gericht definiert Homo- und Transphobie als Verbrechen
In diesen dunklen Tagen gibt es eine Art Lichtblick für die aktuell arg unter Druck geratene LGBTI+ Community in Brasilien: Das Supremo Tribunal Federal, das Oberste Gericht Brasiliens, hat nämlich geurteilt, dass Homo- und Transphobie nach der aktuellen Verfassung des Landes als Verbrechen angesehen werden muss. Das endgültige Urteil wird zwar erst spätestens am 5. Juni gefällt, doch bereits jetzt haben sechs der elf Richter ihre Entscheidung bekannt gegeben. Damit gibt es bereits eine Mehrheit, welche Homo- und Transphobie als Verbrechen beurteilen will. Die restlichen fünf Richter haben noch bis zum 6. Juni Zeit, sicht zu entscheiden.
Der Prozess kam zustande, nachdem es der Kongress verpasst hat, anzuerkennen, dass LGBTI+ Feindlichkeiten aufgrund der Verfassung illegal sind. Die Associação Brasileira de Lésbicas, Gays, Bissexuais, Travestis, Transexuais e Intersexos (ABGLT) und die Grupo de Advogados pela Diversidade Sexual e de Gênero (GADVS) sind daher vor das Oberste Gericht gezogen, um das Anliegen zu klären.
Gerade jetzt ist dieses Urteil enorm wichtig für die LGBTI+ Community: Der aktuelle Staatspräsident Jair Bolsonaro machte aus seiner Homophobie nie ein Geheimnis und schränkte die Rechte der Community bereits mit seiner ersten Amtshandlung ein. Die neusten Zahlen zeigen denn auch einmal mehr das Ausmass dieser Politik: Bis Mitte Mai wurden bereits 141 Morde gezählt, welche ausschliesslich aus homo- und transphoben Motiven begangen wurden, also ohne Raub, Beziehungsdelikte oder ähnliches. 2018 mit Bolsonaros sehr homophob geführten Wahlkampf, war das zuvor tödlichste Jahr für LGBTI+ in der Geschichte des Landes...